Lest die Review zu "ückendorfication" von DESOLAT bei krachfink.de

Desolat – ückendorfication – Review

DESOLAT aus Nordrhein-Westfalen tauchen mit ihrem Debütalbum „ückendorfication“ tief ein, in den Sumpf der Vergangenheit, der im Rückspiegel gar nicht so trüb war, wie man damals manchmal dachte. Einmal Augen schließen und erinnern, wie war es eigentlich früher auf der Schwelle vom Teenager zum Erwachsenwerden? Die Erfahrungen werden bei den meisten ähnlich sein. Leicht überfordert mit dem ersten Job, schrammeligen Grunge hören in der überfüllten Bahn, am späten Nachmittag im provisorischen Skatepark abhängen und dabei zusehen, wie sich andere hinlegen oder selbst hinmaulen, am Wochenende dann im muffigen JUZ rumpelige Bands anschauen.

Aber vor allem dieses Gefühl bis oben hin auch positiv aufgepumpt zu sein, voll mit Tatendrang und gesegnet mit einer lediglich vagen Vorahnung davon, wie das Leben wirklich abläuft.

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DESOLAT 2024, Foto von Annika Toyah Bode

Gelungene Dosis

Erinnern muss nicht zwingend nostalgisch und unangenehm werden, DESOLAT gelingt der Spagat auf „ückendorfication“ scheinbar mühelos. Musikalisch liegt das wahrscheinlich darin begründet, dass das gut dosierte Konglomerat aus Grunge, Indie, Punk und Garage wieder – irgendwie aber auch immer – aktuell ist. Die Texte schlagen alle einen Haken zur Gegenwart, zu der Kritik, die sich hartnäckig hält oder mittlerweile sogar verstärkt hat. In Songs wie „Du schaust mich an, ich schau hinein“ – als Anspielung auf den Abgrund – verbindet die Band die Simplizität von Grunge mit einem herrlich flirrend melancholischen Unterton des aktuellen Indies. Ein Neunzigerjahre-Punkriff zerrt an dem Takt und vereinzelt harmonisch getupfte Gitarren sorgen für ein ausgewogenes Klangbild.

Sympathischer, musikalischer Flickenteppich

Manchmal erinnern sich DESOLOT auf „ückendorfication“ wohl auch unbewusst an etablierte Melodien von früher. Einzelne musikalische und auch lyrische Versatzstücke wirken aber nicht wie billig zusammengeflickte Zitate, sondern fungieren als effektives Schmiermittel, um die Kompositionen sofort vertraut wirken zu lassen. „Daily Grind“ ist somit ein liebenswerter Bastard der Musiklandschaft der letzten zwanzig Jahre, mit allen Tricks und Kniffen von mindestens zwei Händen voll bekannter Bands. „Autos, Autos“ greift dann sehr gekonnt über die Instrumente das dezent aggressive Stop-and-Go auf. Mehr ist in den meisten Städten aufgrund der Menge und Verkehrsführung auch gar nicht mehr möglich.

Es gibt also viel zu holen, auf „ückendorfication“ von DESLOAT – musikalisch, inhaltlich und genretechnisch. Den vagen Konzeptansatz in allen Ehren, als Türöffner auf jeden Fall. Aber richtig spannend wird, was DESOLAT daraus ziehen und als eigenen Stil etablieren.

Dauer: 27:38
Label: Dackelton Records
VÖ: 27.06.2024

Tracklist „Ückendorfication“ von DESOLAT
Montag (Skit)
Verpass‘ Nicht Den Anschluss I
302 (Skit)
Ückendorfication
Du Schaust Mich An, Ich Schau‘ Hinein
Daily Grind (Skit)
Nie Genug
Hit & Run (Skit)
Autos, Autos
Angry
Süsse Aggression
The Japanese Tradition (Skit)
In A Van (Through Japan)
Verpass‘ Nicht Den Anschluss II
Davonpushen

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LEATHERETTE – Small Talk
FACS – Still Life In Decay
ANXIOUS – Little Green House
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SWAIN – Negative Space
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DEFTONES – Ohms
NERVUS – Tough Crowd
KALI MASI – [laughs]
TAUSEND AUGEN – Westend
SUPERBLOOM – Pollen
PABST – Chlorine
THE CHATS – Get This In Ya (EP)
NERVUS – Tough Crowd
INSELN – Nichts
SCHARPING – Powerplay
BILLY NOMATES – s/t
BILITIS – Abstract Ground
SHATTEN – s/t

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