hanzdampf – ep 01 – Review
Bei HANZDAMPF und seiner „ep01“ geht es weniger um das Draufgängertum, das man mit dem bekannten Sprichwort verbindet. Der Post-Hardcore, den uns der Kölner Musiker anbietet, befasst sich eher mit dem Dampf ablassen im Sinne von Frust kundtun. Die EP dauert gerade mal gute 16 Minuten, um den Finger gewickelt sind Fans von HEISSKALT, FJØRT oder SPERLING schon nach wenigen Sekunden.
Weder traurig noch depressiv
HANZDAMPF gelingt es, ohne jegliche Polemik seiner Wut Luft zu machen. Persönliche Geschichten oder einzelne, nicht verarbeitete Flashbacks prallen auf weite Flächen, häufig auf Shoegaze-Niveau. „ep01“ ist nicht weinerlich, nicht laut und trotzdem stark ergreifend. Wenn von „gottverdammten Lügen“ oder Besucher, die „jeden Abend in meine Träume kommen und flüstern“ die Rede ist, dann trifft das auch ohne Schreien oder aggressiven Unterton direkt ins Herz. Von Versagen, von Hadern und Bereuen ist die Rede. Und auch von der Tatsache, dass man über manches einfach niemals hinwegkommen wird. HANZDAMPF spielen so geschickt mit den unterschiedlichen Temperaturen, dass man nicht weiß, ob die Basis nun sanft ist oder der weichere Teil ein Versuch des Aufbegehrens gegen diese kalte Welt.
Anders und vielversprechend
Der warm-kratzige Gesang ist bemerkenswert. Einerseits hat man den Eindruck, dass Dominik nur zu sich selbst spricht, das wiederum schafft eine angenehme Intimität und weckt gleichzeitig Scham, weil es sich wie ungenehmigtes Lauschen anfühlt. Ohne auffällig vom üblichen Schema abzuweichen, ignoriert HANZDAMPF geflissentlich so manche unausgesprochene Regel. Die Refrains kommen eigentlich viel zu früh, sind eigentlich viel zu mächtig und in anderen Situationen macht HANZDAMPF den Sack zu, obwohl man ihm noch ewig zuhören oder mehr von der Geschichte erfahren möchte. HANZDAMPF aus Köln erfindet mit seiner EP „ep01“ den deutschen Post-Hardcore nicht neu, aber irgendwie dann doch… Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn nur anhand dieser EP auf Anhieb erkennen könnte und das ist schon verdammt viel wert.
Dauer: 16:47
Label: Eigenproduktion
VÖ: Herbst 2020
Tracklist „ep01“ von HANZDAMPF
eule
keine angst
zwischenspiel
dämonen
endlich du
raus
Artikel, die Dir gefallen könnten:
BRAUSEPÖTER – Tourist (EP)
KEELE – Kalte Wände
ALARMSTUFE GERD – s/t
ULF – Es ist gut
DAS BLANKE EXTREM – Alles in schönster Ordnung
MAFFAI – Zen
KAPTAIN KAIZEN – Alles und nichts
LEITKEGEL – Wir sind für dich da
MESSER – No Future Days
KRAMSKY – Metaego
LETO – Wider
KEELE – Kalte Wände
POGENDROBLEM – Ich-Wir
REIZ – Das Kind wird ein Erfolg
DESOLAT – Onmyōdō
PHILEAS FOGG – Kopf, unten
KONTROLLE – Demo (Re-Release)
ALEX ST JOAN – If I Forgive
Interview mit THE SCREENSHOTS zu „2 Millionen Euro mit einer einfachen Idee“
SPERLING veröffentlichen Video zum Song “Mond”
ANNENMAYKANTEREIT – 12
HOROWITZ – s/t
KONTROLLE veröffentlichen Video zum Song „Zugang zu Informationen“
Podcast Folge 15 mit Jo von SCHUBSEN und Lisa Closer über die „Sprachfetzen“ EP
Podcast Folge 16 mit Thomas von ILLEGALE FARBEN über das Album „unbedeutend ungenau“
Lyian veröffentlicht neuen Song “Methadon”