Lest die Review zu "IX" von HOST bei krachfink.de

Host – IX – Review

Vollkommen klar, dass bei HOST, dem Projekt von Greg Mackintosh und Nick Holmes, auch mit dem zweiten Album “IX” an der Schwere und bittersüßen Melancholie ihrer Band PARADISE LOST orientiert. Das Teilen der inneren Eindrücke, Ängste und Sehnsüchte wird aber mit einer tanzbaren Komponente nach außen getragen und mit der Erinnerung an die Achtzigerjahre vernebelt. Das erinnert an SISTERS OF MERCY, LONDON AFTER MIDNIGHT oder, um mal neuere Acts zu nennen, an GOST. Letztere haben auch zum Song “Tomorrow’s Sky” einen Remix beigesteuert.

Elegante Verzagtheit

Richtig spannend sind HOST natürlich auf “IX” dann, wenn sie die dunklen Momente mit erhellenden Streichern vereinen. Dann kristallisiert sich nämlich aus der bedrückenden Atmosphäre der Verzagtheit eine ansprechende Eleganz. Und selbstverständlich haben HOST auch ganz offensive Tanzkracher wie “Hiding From Tomorrow” oder “Instinct” im Repertoire. Nick Holmes ist zweifelsohne eine der besten Sänger seines Fachs und kann mühelos beide Extreme tragen.

Obwohl Greg Mackintosh in Personalunion Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keys bedient, ist Nick Holmes doch zwangsläufig sehr präsent und maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Songs Struktur und Ankerpunkte haben (“Years Of Suspicion”). Müsste man HOST mit den eingangs als Querverweise genannten Bands im Hinblick auf Tempo vergleichen, spürt man deutlich die Doom-Wurzeln. Es ist immer eine gewisse Trägheit spürbar, die HOST eher waten und weniger sprinten oder angreifen lässt. Die Schlagerklippen, an die bspw. VV (HIM) mit seinem Album “Neon Noir” häufig stößt, umschiffen HOST vollends.

Die Nostalgie holt uns ein

Letztendlich sollte man nicht unterschlagen, dass HOST mit “IX” weder Doom noch puren Industrial spielen. Den Präfix Pop sollte man ernst nehmen und dementsprechend auch den zuckrigen Hinweisen und teilweise zu Beat pumpenden Harmonien (“My Only Escape”) gerne folgen. Das Publikum wird sich eher in der Gothic-Szene finden. Genau diese Erinnerung an ihre eigene Zeit in solchen schwarzen Clubs, damals West Yorkshire, hat HOST auch dazu inspiriert, sich über diesen musikalischen Pfad auszuleben.

Und ja, wir haben es hier mit Nostalgie zu tun. Aber man kann leider auch nicht ernsthaft behaupten, dass dieser Eskapismus und der Wunsch sich dem Trauerspiel musikalisch zu widmen, gerade nicht in unsere Zeit passen würde.

Dauer: 42:02
Label: Nuclear Blast / Believe
VÖ: 24.02.2023

Tracklist “IX” von HOST
Wretched Soul
Tomorrow’s Sky
Divine Emotion
Hiding From Tomorrow
A Troubled Mind
My Only Escape
Years Of Suspicion
Inquistition
Instinct
I Ran (A Flock Of Seagulls Cover)
Hiding From Tomorrow (Lustmord Remix)
Tomorrow’s Sky (GosT Remix)

Artikel, die Dir gefallen könnten:
MY DYING BRIDE – The Ghost Of Orion
AUTOBAHN – Ecstasy Of Ruin
5 verstörende Videos, um in Halloween-Stimmung zu kommen
WARM GRAVES – Ease
ENSLAVED – Caravans Of The Outer Worlds (EP) 
BORKNAGAR – True North
INSOMNIUM – Heart Like A Grave
DARK FORTRESS – Spectres From The Old World
ZEAL & ARDOR – Live in London
NECRONAUTICAL – Apotheosis
Interview mit Naut von NECRONAUTICAL zu “Apotheosis”
ALCEST – Spiritual Instinct
BATUSHKA – Hospodi
JON FOSSE – Der andere Name: Heptalogie I-II
KVELERTAK – Splid
Interview mit Esa Holopainen zum Album “Silver Lake by Esa Holopainen”
SLEEP TOKEN – Sundowning
BATUSHKA – Hospodi
NAGLFAR – Cerecloth
Interview mit GRAFI zum Album “Ektoplasma”
THE DEAD SOUND – Cuts
TRIPTYKON – Requiem (Live at Roadburn 2019) featuring Metropole Orkest
MY DYING BRIDE – Macabre Cabaret (EP)
TRIBULATION – Where The Gloom Becomes Sound
HYSTERESE – s/t
AT THE GATES – The Nightmare Of Being
YEAR OF NO LIGHT – Consolamentum
WHITE STONES – Dancing Into Oblivion

HOST bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert