Sissies – Cockroach Swing – Review
Wer zufällig in „Cockroach Swing“ von SISSIES aus Hamburg hineinschlittert, könnte kurz meinen, es mit einer alten Platte von QUEENS OF THE STONE AGE zu tun zu haben. Im weiteren Verlauf merkt man allerdings, was die Band mit Doom-Punk meint und versteht sofort, worum es ihnen 20 Jahre nach der letzten Veröffentlichung geht. Die Kerls wollen es laut, kantig und echt. „Cockroach Swing“ ist eine Art musikalischer Altar, eine Ode an Gitarren und groben Rock, der in den letzten Jahrzehnten schrittweise erschaffen wurde. Die Platte schielt null nach Trends, gibt nichts auf dezente Referenzen und schafft genau damit doch wieder etwas Neues.
La cucaracha auf Rock
SISSIES haben „Cockroach Swing“ live im Tomatenplatten Studio bei Thomas Götz (u.a. BEATSTEAKS, EINERBANDE, NINAMARIE…) aufgenommen, Ehrensache bei dem Ansatz. Dementsprechend anständig scherbelt und rumpelt der Sound. Trotz der langen Schaffensphase zwischen 1997 und 2022 – frei nach der FURT-Methode aus „Wunderbar“: Du bist nicht zu langsam, nein, die anderen sind zu schnell – klingen die Kompositionen nicht angestaubt und selbst die deutschen Texte und Titel altern gut. Es geht darum, sein eigenes Ding zu machen („NICHT LANG FACKELN IM STURM“). So einfach ist das. Riffs zu schreiben, die so eingängig sind, ist allerdings nicht so einfach, wie es klingt. SISSIES balancieren sicher, banalisieren nie und schweifen aber auch keinen Millimeter zu weit ab.
You can’t kill the metal
Und so kann man „Cockroach Swing“ von SISSIES wohl das schönste Kompliment geben, nämlich das Kompliment zeitlos zu sein. Wenn die Band zu „Protest“ metert und uns einfach die balkigen Flächenriffs um die Ohren haut, dann fragt niemand, welches Jahr wir gerade haben. Gleiches gilt für die groben Kindheitserinnerungen, die uns SISSIES in bester Hardcore-Manier vors Brett knallen. TURBOSTAATs Husum-Verdammung war gestern, SISSIES machen die Nordsee zur Mordsee. Keine Ahnung, ob man in den letzten 20 Jahren Rock dabei gewesen sein muss, um „Cockroach Swing“ zu verstehen. Aber mit Sicherheit ballert die Platte auch in 20 Jahren noch ordentlich.
Dauer: 36:32
Label: Waxlife Records
VÖ: 03.05.2024
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