Zahn Adria Review 2023

Zahn – Adria – Review

Die Instrumental-Rockband ZAHN stellt mit ihrem zweiten Album “Adria” unter Beweis, dass man auch ohne Klischees auskommen kann. Bei Musik ohne Gesang denkt man an unnötige Schleifen und selbst beweihräucherndes Gefrickel, das man beim Zuhören oft schlecht nachvollziehen kann. Greift man die Attribute Rock und Härte auf, kommt man sofort auf grobe Vokabeln (hell, fuck, doom, death, downfall…) oder repetitives Riffing als erste Mittel der Wahl zum Erzeugen von Aufmerksamkeit.

ZAHN kombinieren aber gerade nicht das Offensichtliche, das wird schon beim Einstieg mit “Zebra” deutlich und eigentlich schon beim stimmungsvollen Artwork klar. Ach was, eigentlich war es doch schon bei der Auswahl des Bandnamens beschlossen, dass man sich vage einige ist, wie man klingen könnte, aber nach alle Seiten hin offen. Die Frage wäre also: Schlagen uns ZAHN mit “Adria” die Zähne aus oder werden diese vergoldet?

Zähne ausschlagen oder vergolden?

Es ist ein bisschen von allem, was uns ZAHN auf “Adria” präsentieren. Vieles kennt man, aber noch nicht in dieser schon sehr eigenwilligen Kombination. Blickt auf die einzelnen Musiker, merkt man, dass hier mit Sicherheit kreativ ausgelebt wird, was in anderen Konstellationen bisher nicht möglich war. Chris Breuer (Labelchef von Crazysane Records, Ex-THE OCEAN, HEADS. und vieles mehr…), Felix Gebhard (live bei EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, MUFF POTTER…) und Nic Stockmann scheinen sich blind zu verstehen. Will man meinen, wenn man hört, wie plausible die unterschiedlich gestanzten Fragmente dann doch ineinandergreifen.

Mit Sicherheit steckt aber trotz aller hörbarer Intuition eine Menge Feinschliff in den Kompositionen. “Adria” kann man theoretisch nebenbei durchlaufen lassen, man kann sich theoretisch auch nebenbei selbst ins Knie schießen. Denn dann würde man die zahlreichen, splitterkleinen Laut-leise-Experimente überhören und sich somit im Hörgenuss beschneiden. Es tackert in einer Ecke leise und ohne Unterlass, von hinten drohgebährdet sich ein Synthie nach vorne und irgendwo unterschwellig schaffen Bass und Drums eine smart verschlungene Basis (“Faser), die dann von der Gitarren gnadenlos angeschmettert wird.

Abstoßende Symbiose

Es wäre jetzt möglich, für “Adria” von ZAHN die harten Momente herauszupicken und die psychedelischen Momente zu markieren. Letztendlich ist es aber die Klangreise, die das zweite Album tatsächlich stark vom ersten unterscheidet, vor Antritt abgesagt. Eigentlich stoßen sich die Songs auf dem Album gegenseitig ab, trotz einer grundsätzlichen Linie, kann man hier kaum von einem durchgehenden Fluss oder zusammenhängenden Stimmungen schreiben. Es sind eher Attribute wie unvorhergesehen oder verweigernd, die die Lieder von “Adria” verknüpfen. Polyrhythmen sind das Eine und es gibt durchaus kompliziert arrangierte Szenen, aber dann treiben ZAHN den Wahnsinn eben nicht auf die Spitzen und kontern mit einfachem Hau-weg-die-Scheiße.

Neue Erwartungen schaffen

Es gibt Momente, in denen ZAHN die Erwartungen erfüllen, aber noch viel mehr, in denen sie komplett neue schaffen. Sowas kriegt man natürlich selten in formatradiotauglichen 3 Minuten unter, ihr solltet also Zeit mitbringen. Und um wieder das Zahn-Bild zu bemühen: Auf “Adria” werden weder Zähne ausgeschlagen noch welche vergoldet. ZAHN malen die Beißerchen bunt an, ziehen sie euch aus und setzen sie verkehrtherum wieder ein oder schleifen sie fantasievoll ab. Du weißt nicht, was “Adria” für dich bereithält, finde es heraus.

Dauer: 38:42
Label: Crazysane Records
VÖ: 24.11.2023

Tracklist “s/t” von ZAHN
Zebra
Apricot
Zehn
Faser
Schmuck
Tabak
Velour
Yuccatan 3E
Kotomoto
AmarantH
Idylle

Artikel, die Dich interessieren könnten:
OK WAIT – Signal
ZAHN – s/t
Interview mit Felix Gebhard von ZAHN zu “s/t”
TOUNDRA – Hex
GosT – Rites Of Love And Reverence
HEADS. – Push
ED FRASER veröffentlicht Video zum Song “Swallow”
METZ – Atlas Vending
Der Quarantänekalender: Tipps und Tricks gegen Lagerkoller – Folge 24 mit HEADS.
LYSISTRATA – The Thread
LINGUA NADA – Djinn
BLACKUP – Club Dorothee
KIRK WINDSTEIN – Dream In Motion
OKKULTOKRATI – La Ilden Lyse
NAPALM DEATH – Logic Ravaged By Brute Force
XIBALBA – Años En Infierno
MANTAR – Grungetown Hooligans II
LONG DISTANCE CALLING – How Do We Want To Live?
AN EVENING WITH KNIVES – Sense Of Gravity
FONTAINES D.C. – A Hero’s Death
NAPALM DEATH – Throes Of Joy in the Jaws of Defeatism
STATUES – Holocene
BRUTUS – Live in Ghent
FREINDZ – Higher Times In Babylon
YAGOW – The Mess
Interview mit Magnus und Johan von STATUES zum Album “Holocene”
CROSSED – Barely Buried Love
BLESSINGS – Biskopskniven 
CROWN veröffentlichen Video zum Song “Illumination”
DISSO!VER – Lagerkoller
HORTE – Maa Anta Yon Vaientaa

ZAHN bei Facebook
ZAHN bei Bandcamp

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert