Dagobert – Jäger – Review
Der Schweizer Musiker DAGOBERT meldet sich mit seinem vierten Album „Jäger“ zurück. Der Künstlername kommt nicht von ungefähr, denn mit dem reichsten Erpel von Entenhausen verbindet ihn eine gewisse Fixierung auf ein Thema. Im Falle von DAGOBERT ist das die Liebe, um die sich eigentlich alle seine Songs mehr oder weniger drehen. Der Albumtitel „Jäger“ wirft in diesem Zusammenhang einige Fragezeichen auf und auch der Opener“ For The Love Of Marie“ nimmt eine unbehagliche Wendung.
Aber selbst wenn die Musik von DAGOBERT dem Schlager immer offensiver zugewandt ist und die Distanz zu diesem Genre immer mehr schmilzt, dann darf man auch nicht vergessen, wie wichtig das Augenzwinkern für die Kompositionen von DAGOBERT sind. Das macht ihn nicht unbedingt leicht verständlich, wenn man ihn nicht ausschließlich auf einer ironische Weise, sondern ganzheitlich verstehen will, aber auf jeden Fall einzigartig.
Vom Rausch und Absturz im Liebeswahn
Man kann schon sagen, dass DAGOBERT ein Alleinunterhalter ist und zwar mit allen möglichen Interpretationsmöglichkeiten, die einem spontan zu diesem Wort in den Sinn kommen. Gerade das am Piano gespielten „Ich will nochmal“ – eine tiefschürfende und schonungslose Auseinandersetzung mit dem Tod – schafft eine Intimität, die einerseits schon fast unangenehm nah und doch so distanziert wirkt, als ob HörerInnen und DAGOBERT in zwei unterschiedlichen Welten stattfinden würden.
Andere Songs haben etwas Erhabenes und trotz eines skurrilen Unterton auch schon fast etwas Sakrales. In „Das Mädchen aus der schönen Welt“ findet DAGOBERT ganz unschmalzige Worte für die schon fast rauschhaften Zustände und Blickwinkel, die man einnimmt, wenn man der (für diesen Moment) absolut wahren Liebe begegnet.
Wenn die Nächte finster sind
Die schönsten Momente sind in meinen Ohren die, in denen man DAGOBERT seine Bergzeit und die Abgeschiedenheit – er lebte über einen langen Zeitraum abseits in den Bergen – anmerkt („Der Wald“). Dann wandelt sich „Jäger“ plötzlich, es wird dunkler und introvertierter. Man hat den Eindruck, auf emotionale Abwege und eine Ebene tiefer als üblich zu geraten. Das ist spannend und besonders. Der Sohn eines Fleischermeisters lebt vegan und konsumiert vorwiegend Musik von Künstlern, die bereits tot sind. Das zeugt von starkem eigenen Willen, dem Mut sich abzugrenzen und von Einflüssen, die außerhalb des Zeitgeists stattfinden. DAGOBERT kaut mitnichten auf einem schlechten Witz rum und es liegt ihm auch fern etwas zu verhöhnen. Er balanciert auf seiner ganz eigenen Messlatte, das Ergebnis ist auffällig und merkwürdig im besten Sinne.
Dauer: 38:03
Label: Recordjet
VÖ: 29.01.2021
Tracklist „Jäger“ von DAGOBERT
For The Love Of Marie
Nie wieder arbeiten
Ich will noch mal
Jäger
Der heilige Gral
Aldebaran
Wunderwerk der Natur
Das Mädchen aus der schönen Welt
Im Wald
Für Dagobert
2070
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