DIRK. – Idiot Paradise – Review
Keine Ahnung, wie es euch damit geht, aber bei dem Bandnamen DIRK. und dem Albumtitel „Idiot Paradise“ denke ich zuletzt an piekfeinen Indie-Rock aus Belgien. Dabei ist dieser herrlich drehende, organisch-dynamische Rock gespickt mit schmeichelnden Melodien und perfekt mit einer Messerspitze Demut abgeschmeckt. WEEZER, PIXIES, FONTAINES D.C. und auch BIFFY CLYRO, LSD ON CIA oder REMO DRIVE sind bunte Referenzen, die spontan in den Sinn kommen.
Damit tänzelt die Band auf jeden Fall irgendwo zum Sound der späten Neunzigerjahre oder früheren Nullerjahre – pralle Bassbomben oder heftiges Stakkatoriffing sucht man hier also vergebens. Im „Idiot Paradise“ geht es luftig, intuitiv und harmonisch zu, wenn die Texte auch schonungslos und selbst reflektierend sind. Bock, das Ticket einzulösen? Fühlt ihr euch idiot genug?
DIRK. kommen schnell auf den Punkt
Der Opener „Half-Life“ könnte nicht besser gewählt sein, DIRK. stapfen nach vorne und irgendwie wird sofort klar, dass hier auch etwas Bedrohliches im Hintergrund lauert. Die Gitarren arbeiten in den Strophen disharmonisch, stemmen sich dann im Refrain mit Bass und Drums aber wie eine Wand energisch gegen sich selbst. „This ain’t love, it’s depression, fuck romance“ ist eines der Statements und „half-life freakshow“ ein Hinweis auf den Aspekt des Außenseitertums.
Bereits im darauffolgenden „No“ stürmen DIRK. dann mit Attacke los, machen sich frei und zielen mit dem Bass auf die Tanzbeine. Die Eskalation erfolgt dann über eine befreiendes „No“ im Refrain. Diese beiden Songs sind erstmal alles, was man über die Band wissen muss. Wer das bis hierhin mag, wird „Idiot Paradise“ lieben.
Ungekünstelt über Ängste singen
In manchen Momenten wirken DIRK. auf ihrem dritten Album „Idiot Paradise“ schon so groß, dass man kaum glauben mag, an welchen Punkt der Diskografie sie erst stehen. Wenn sich die Musik im Titelsong komplett entkoppelt und uns alle in warmen Milchschaum und zarte Wehmut einschlägt, vergisst man kurz alles um sich herum. Dabei ist es gerade der unmittelbare und ungekünstelte Sound, der DIRK. so liebenswert macht. „Afraid To Go Home“ wirkt, wie direkt noch heiß und fettig aus dem Proberaum geschickt und ist doch akzentuiert durchdacht, ohne künstlich zu wirken.
Viel gesagt, auch ohne Worte
Es gelingt DIRK. echte Zweifel, schlaflose Nächte und Minderwertigkeitskomplexe so offensiv und liebenswert in Szene zu setzen, dass man sie ihnen abkauft und sich verstanden fühlt. Den Trick mit dem Entkoppeln, dem Ausreißen der Musik und ganz ohne verbale Unterstützung den Sinn des Songs alleine aufzugreifen und zu verarbeiten, wenden DIRK. oft an.
Dadurch entstehen besondere Momente, in denen man beinahe den Eindruck bekommt, die Musiker würde über ihre Instrumente miteinander sprechen („Alarms“). „Idiot Paradise“ von DIRK. geht hoffentlich nicht im Wust der vielen Veröffentlichungen unter, denn dieses zeitlose Album ist voll mit schönen Momenten. In ihrer Heimat Belgien stürmen sie bereits die Charts, zurecht!
Dauer: 32:45
Label: Mayway Records
VÖ: 03.03.2023
Tracklist „Idiot Paradise“ von DIRK.
Half-Life
No
Roman Numerals
Are You Awake
Idiot Paradise
Help I’m Going Sane
Afraid To Go Home
I Can’t Sleep
Alarms
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