Lest die Review zu "Boutique" von FLUPPE bei krachfink.de

Fluppe – Boutique – Review

Auch auf dem zweiten Album „Boutique“ darf der Bandname FLUPPE lediglich als Brotkrumen verstanden werden. Er unterstreicht die direkte Sprache, die in Einklang mit dem Indie Rock steht, soll aber mitnichten auf schnoddrigen Punk und abgegriffene Parolen hinweisen. Im Gegenteil, es geht sogar äußerst gefühlig auf der neuen Platte zu, glücklicherweise gelingt es FLUPPE nicht nebenbei in den Zuckersee zu fallen. Und damit machen sie den wichtigen Punkt, um in der Schale zu landen, in der das Präfix Pop vor dem Indie durchaus positiv verstanden werden darf. In ihrer „Boutique“ stellen FLUPPE kuriose Geschichten über Unsicherheiten und Anderssein aus.

Zuckerwatte als Aperitif

Abgesehen von der äußert smart arrangierten Musik, die für das Rampenlicht spielt und trotzdem immer in der zweiten Reihe bleibt, überzeugen FLUPPE auch auf „Boutique“ wieder mit dem eindringlichen Gesang. Der unaufgeregte Vortrag verleiht den Worten eine ganz besondere Authentizität, macht „Boutique“ glaubhaft. Im schon fast shoegazigen Opener „Crystal“ gibt es ein Duett mit Anna Wydra, wir steigen euphorisch mit eine Zuckerwatte-Metapher ein und täuschen Radiokompatibilität an. Im weiteren Verlauf der Platte sind FLUPPE dann aber inhaltlich zu anspruchsvoll, denken zu sehr um die Ecke oder werden eben doch (wenn auch nur kurz) zu explizit („Martin“).

FLUPPE vermitteln den bemerkenswert stabilen Eindruck eine Einheit zu sein, das pumpt die Songs mit einer Dichte auf, die sie beinahe unüberhörbar macht. Obendrauf kommen noch die vielen Details, die einen auf Anhieb aber gar nicht anspringen. Der Hall des Klaviers bei „Zerstreut“, die grandiose Kombi von warmen Trommeln und kühlen Synthies in „Nacht“ oder die Bläser bei „Kleinschmidt“, es gibt einiges zu entdecken. Dabei haben FLUPPE keine großen Hits im Gepäck, trotzdem macht „Boutique“ Spaß und wenn man sich und der Platte die Zeit gönnt, lassen sich wieder Textzeilen entdecken, über die sich lange nachdenken lässt.

Nur einmal kurz glücklich sein

Das vermeintlich harmlos nach vorne pumpende „Paradies“ ist mit Sicherheit die freundlichste Kritik über Massentourismus und Anspruchsdenken beim Publikum, die man sich vorstellen kann. Mit der Tür ins Haus ist mit Sicherheit nie die Taktik von FLUPPE. Kommt man dahinter, ist man umso verblüffter und hört die Musik von da an mit anderen Ohren. Auch „Blüte“ wendet sich eben genau an den gegenteiligen Zustand der menschlichen Existenz, ist traurig und ermutigend zugleich.

Versöhnlich fassen FLUPPE das Ziel des Lebens zusammen: Immer mal wieder glücklich sein, dafür ist es nie zu spät. Verhältnismäßig munter werden FLUPPE dann im abschließend „Nacht“, eine ambivalente Hymne an die Umkehr der Zeit, den Wunsch nach Unwissenheit. Mit „Boutique“ sprengen FLUPPE noch mehr Schubladen, in die man sie spontan stecken möchte. Gut so. Live mit Sicherheit nochmals intensiver, checkt mal die Tourdaten für 2023.

Dauer: 36:54
Label: Chateau La La 
VÖ: 27.01.2023

Tracklist „Boutique“ von FLUPPE
Crystal (feat. Anna Wydra)
Paris
Kleinschmidt
Zerstreut
Monster
Martin
Seerosenräuber
Paradies
Blüte
Nacht

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