Wiegedood Century Media 2022 250

Interview mit Levy von Wiegedood zum Album “There’s Always Blood At The End Of The Road”

“Now Will Always Be” ist mein Lieblingssong, der bringt einen in eine Art Trance. Erst dachte ich, es wäre ein Didgeridoo, aber das ist es nicht. Ist das Kehlkopfgesang?

Ja, das ist es. Es kommt in zwei Songs vor und auf dem letzten Album auch, sogar auf dem zweiten schon. Aber damals habe ich mich damit noch nicht so wohlgefühlt und es deshalb sehr in den Hintergrund gemischt. Jetzt ist es ja ganz deutlich zu hören. Ich habe mich jetzt damit abgefunden, das zu tun (lacht).

Mir ist es bei “Prowl” aufgefallen…

Ja, genau auf dem letzten Album, aber da war es noch sehr verhalten. Und es fühlt sich für mich immer noch seltsam an, mich selbst dabei zu hören, wie ich das tue (lacht). Aber es wird von Album zu Album besser (lacht).

Da ist ein Interlude namens “Wade”, das erinnert mich an “Kentucky” von PANOPTICON, einer meiner Lieblingskünstler, kennst du ihn?

Ja ja, den kenne ich!

… was hat es damit auf sich? Ist das eine Art Brücke zwischen dem Song davor und danach?

Ja, irgendwie schon. Es ist inspiriert von zwei Akkorden von einem Gypsy-Gitarrenspieler namens JIMMY ROSENBERG, aber natürlich in einer total abgefuckten Version mit einer Art Bossa-Nova-Vibe (lacht). Das hat sich für mich total gut angehört und irgendwie steckt da diese Einsamkeit drin, die ich während des Lockdowns empfunden habe. Das gleiche dissonante Zeug, immer und immer wieder, das vertont dieses Gefühl für mich. Irgendwie hat mich das nicht mehr losgelassen, was ich da in einer einsamen Nacht gespielt habe. Diese Töne stehen stellvertretend für meine Einsamkeit (lacht).

WIEGEDOOD, 2022

Und selbst wenn ich nicht verstanden habe, worum es geht, es hat mich sofort gekriegt. Wahrscheinlich mein zweites Highlight von dem Album.

Oh, das ist schön zu hören. Der Titel “Wade” war auch der Name des Gitarristen von der Band IRON AGE, der gerade verstorben ist. Da wir große Fans von der Band sind, wollten wir auf diesem Wege eine Huldigung einbauen.

Ihr habt auf diesem Album so viele Details, kann man das noch mit drei Menschen auf die Bühne bringen?

Wir geben unser Bestes, um das hinzukriegen. Wir hatten ja immer schon Samples, um Atmosphäre zu erzeugen, auch zwischen den Songs. Und auch um die Stille zwischen den Songs nicht zu peinlich werden zu lassen, denn ich hasse es, auf der Bühne zu reden. So ein Typ bin ich nicht, jemand der fragt, ob alles ok ist und was so abgeht bei den Leuten (lacht).

Seit wir jetzt mehr Samples in die Songs direkt eingebaut haben und sie somit ein wichtiger Bestandteil dessen sind, versuchen wir das reinzumischen. Aber es gibt bestimmte Parts, wie bei “Now Will Always Be”, da ist am Ende eine Szene, die man schlecht live bringen kann, auch weil wir keine Clicktracks benutzen und dafür ein bestimmter Rhythmus nötig wäre. Aber “Nuages” und sowas, mit den Schreien am Ende, das kriegt man schon hin.

Hoffentlich findet die Tour statt.

Ja, aktuell mache ich gerade eine kleine Pause vom Pakete packen. Wir haben einen kleinen Webshop aufgebaut, um Alben zu verkaufen und die Leute nehmen das gut an. Deshalb haben wir die letzten zwei Tage Pakete gepackt. Wir versuchen zu spielen oder zu verschieben, aber es ist ziemlich schwer aktuell, da viele Termine schon vergeben sind. Es ist echt mühsam und bisschen so, wie Wasser aus dem Meer tragen (lacht). Aber wir machen weiter, wir lassen uns nicht aufhalten (lacht), weil wir unbedingt spielen wollen.

Einige Videos und auch das Artwork habt ihr mit Mikrofotografie gestaltet, was genau sieht man da?

Das Artwork selbst ist eine Nahaufnahme von einem heißen Stein von meinen Großeltern, die vor drei Jahren gestorben sind. Wir haben einige der alte Steine von ihrem Haus genommen. Es war sehr alt, also kein fließendes Wasser und die Steine dienten zur zusätzlichen Wärmezufuhr, wenn es kalt war. Die Videos zeigen sehr obskure VHS-Aufnahmen von der Artworkentstehung, wir haben darauf geachtet, dass es nicht zu schön wird (lacht).

“There’s Always Blood At The End Of The Road”, Artwork

Du hast eben schon die Pandemie angesprochen. Soweit ich informiert bin, gibt es in Belgien wenig Kulturförderung. Wie schwer ist es also, eine Band wie WIEGEDOOD in dieser Zeit am Leben zu halten?

Wir haben schon Unterstützung, Wim und ich kriegen glücklicherweise sowas wie Arbeitslosengeld. Gilles ist in einer anderen Situation, deshalb hat er es leider nicht, aber er kommt mit Nebenjobs durch oder nimmt andere Bands auf. Wir leben von Monat zu Monat und wenn mir das Geld morgen gestrichen wird, dann arbeite ich wieder bei der Post, so wie ich es vorher getan habe.

Das tue ich dann, bis wir wieder touren können, dann werfe ich sofort hin und mache wieder das, was mir Spaß macht. Es gab nie die Frage, ob wir aufhören sollen. Wir machen immer weiter. Wenn diese Scheiße jetzt fünf Jahre dauert, dann ist es so. Auch, wenn wir das nicht hoffen. Aber es gibt keine festgelegte Zeit und dann hören wir auf. Im Gegenteil, wir machen immer weiter. Wir können auch gar nicht anders (lacht).

Das Album dreht sich um die Abgründe der Menschheit, kannst du mir etwas erzählen, dass in der letzten Zeit für dich wirklich schön und positiv war?

Meine Freundin und ich sind vor Kurzem, (lacht) das klingt jetzt echt verrückt… also wir haben einen Trip nach Brüssel gemacht. Eigentlich hasse ich das, weil es mir immer viel zu voll und zu dreckig ist. Wir waren zum ersten Mal dort und sind zu einem Sandwich-Laden gegangen, der uns empfohlen wurde. Es hat über eine Stunde gedauert, bis wir unsere Sandwiches bekommen haben, das war es aber wert. Auf jeden Fall war da dieser sehr nette Typ, der mehr als 10 Minuten für ein Sandwich gebraucht hat und man hatte den Eindruck, er hat nichts vorbereitet und alles immer wieder von Grund auf neu angefangen.

Das war einer der nettesten und sympathischsten Menschen, die ich in den letzten 5 Jahren getroffen habe. Für die drei Leute vor uns hat er echt 40 Minuten benötigt (lacht). Aber er war so glücklich und unser Highlight für den Rest des Tages. Die Art, wie er mit uns geredet und uns regelrecht unterhalten hat, mit seinen interessanten Ansichten, das war echt toll und eine schöne Begegnung. Du kannst jemandem einen schönen Tag machen, indem du selbst positiv bist. Das ist dieser Butterfly-Effekt und Freude lässt sich eigentlich leicht verbreiten. Keine Ahnung, ob das sowas war, was du wissen wolltest…

Ja, total. Und ich glaube auch daran, dass es sich immer lohnt nett zu sein.

Eben. Und es geht nicht um Geschenke oder dieses frohes neues Jahr, sondern um etwas in einem drin. Wenn du positiv bist, dann kommt das zu dir zurück. Diesen Sandwich-Typen werde ich niemals wieder vergessen (lacht).

Und ihr habt, einfach so, ewig auf euer Essen gewartet, ohne euch zu ärgern!

Ja (lacht) und wie gesagt, das war absolut unser Highlight und wir waren echt schon in optisch schöneren Restaurants.

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