Ibaraki – Rashomon – Review
„Rashomon“ von IBARAKI parkt irgendwo zwischen alten Platten von AMIENSUS, SEPTIC FLESH und eben den künstlerischen Ideen von Matt Heafy (TRIVIUM) und IHSAHN (solo, EMPEROR), die man bereits von Ihnen kennen- und schätzen gelernt hat. Versprochen hat man sich wahrscheinlich eher eine Platte wie „Dynasty“ von FROM HELL, da die japanischen Song- und der dämonische Plattentitel eine gewaltige, allumfassende Geschichte und traditionelle Einflüsse angedeutet haben.
IBARAKI gehen allerdings viel subtiler vor, man muss sich schon damit auseinandersetzen, um die Inhalte zu verstehen, gesungen wird in englischer Sprache. Aber alles ändert nichts daran, dass „Rashomon“ einige sehr gute Momente hat und in vielen Szenen überzeugen kann, auch wenn man es erstmal nur oberflächlich hören möchte. Bei mir sorgen eher die progressiven Einflüsse, die symphonischen Spitzen und weniger die Black-Metal-Attacken für freudiges Erstaunen. Und auch mit dem Akkordeon zum Einstieg in den Opener „Hakanaki Hitsuzen“ rennen IBARAKI bei mir offene Türen ein.
Grenzüberschreitungen
Mit dem ersten richtigen Song „Kagutsuchi“ zünden IBARAKI dann alles an, flitzen über die Griffbretter und lassen die Drumsticks fliegen. Es lohnt sich, über Kagutsuchi zu recherchieren, denn die Mythologie bietet sich mit ihren brutalen Inhalten tatsächlich für den Transfer auf Black Metal an. Die einleitende Sekunde bei „Tamashii no Houkai“ wird besonders Nerds freuen, das ist eindeutig das An-Geräusch vom alten Gameboy. Darauf folgt allerdings mächtiges Geballer, das so dicht und erbarmungslos über uns rollt, dass kaum ein Blatt Papier dazwischen passt.
Was man dem Album echt ankreiden könnte, ist, dass man IHSAHN und Matt Heafy eben sehr deutlich als einzelne Künstler wahrnehmen kann und keine wirkliche, künstlerische Verschmelzung stattfindet. Und wenn „Ronin feat. Gerard Way“ (MY CHEMICAL ROMANCE) nach guten viereinhalb Minuten polyrhythmisch ausschert, dann wird zum ersten Mal klar, dass IBARAKI noch viel verrückter und mutiger hätte sein können. Immerhin haben Heafy und IHSAHN mehrere Jahre daran gearbeitet und gerade diese Komposition kümmert sich einfach um gar keine Grenzen, flattert unverschämt von einem ins nächste Lager und verbindet aber alles so folgerichtig, dass niemand mehr nach dem Genre fragt.
Wind und Meer in Töne übersetzt
Auch „Susanoo No Mikoto (feat. Ihsahn)“ sticht genau in dem Moment hervor, in dem sich das Lied zu einer Art Tim-Burton-esken Schauspiel wandelt und komplett von irgendwelchen Zeitgeistern oder konventionellen Genres löst. Susanoo ist der Gott des Windes und des Meeres, beides findet sich in unterschiedlichen Ausprägungen in der Komposition wieder.
Das anschließende und abschließende „Kaizoku“ nimmt genau diesen düster-verspielten Ansatz auf und Heafy gibt uns den stilechten Piraten mit Schifferklavier und leichtem Seegang und dezenter Rumfahne im Unterton. Genau diese Überspitzung und Prise Irre hätte man für meinen Geschmack noch deutlich häufiger und intensiver einsetzen können.
Bock auf japanische Mythologie?
Auch wenn der gutturale Gesang von Matt Heafy kein klassischer Trveheimer-Sound ist, dann ist klingt es doch super und bei Licht betrachtet ist seine gesangliche Vielfalt die wahre Stärke der Platte. Black-Metal-Puristen sollten von IBARAKI Abstand halten, „Rashomon“ macht eher Fans von Prog glücklich. Rein vom Gefühl her wünscht man sich eine tiefgründige Begleitgeschichte und ein detailliert gezeichnetes Artwork.
Auf jeden Fall macht die Musik Lust darauf, sich mit der japanischen Mythologie auseinanderzusetzen. Ein spannendes Album, das von Durchlauf zu Durchlauf wächst und mir um Längen besser gefällt, als das unter dem Banner TRIVIUM veröffentlicht wird.
Dauer: 61:55
Label: Nuclear Blast
VÖ: 06.05.2022
Tracklist „Rashomon“ von IBARAKI
Hakanaki Hitsuzen
Kagutsuchi
Tamashii no Houkai
Ibaraki-Doji
Jigouku Dayu
Tamashi No Houkai
Akumu
Komorebi
Ronin feat. Gerard Way
Susanoo No Mikoto (feat. Ihsahn)
Kaizoku
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