Waldgeflüster – Dahoam – Review
Wenn man die deutsche Black-Metal-Band WALDGEFLÜSTER nicht kennt, ist es verständlich, dass man angesichts eines bayrischen Albumtitels wie „Dahoam“ erstmal irritiert ist. Ein Blick auf die Tracklist macht es nicht besser, aber ein erster Durchlauf überzeugt sofort. Wenn man auf atmosphärischen Black Metal mit Folkanteil steht, den die Band auch live sehr schön übertragen kann, ist man hier richtig. Der Auftritt morgens um 2 Uhr beim Summer Breeze 2017 war für mich einer der besten, die ich jemals gesehen habe
Das Album startet mit „A Taglachinger Morgen“ überhaupt nicht garstig, sondern äußerst friedlich und harmonisch. Und selbst wenn WALDGEFLÜSTER die Doublebass-Attacken zünden, dann ist doch das primäre Gefühl immer ein gutes. Wut spielt eine untergeordnete, schon fast subtile Rolle.
Geschichten aus dem Bayrischen Wald
Wenn die Band stoppt, die Raserei gegen Folk austauscht, dann entsteht tatsächlich der gleiche Effekt, wie bei einer schönen Aussicht nach einem langen, beschwerlichen Aufstieg. Der Bezug auf die Natur ist für WALDGEFLÜSTER keine Floskel und dementsprechend nachdrücklich. Schön, dass Sänger und Texter Jan „Winterherz“ van Berlekom aus seinem ehemaligen Projekt eine feste Band gemacht hat. Letztendlich ist ein gewisses Vertrauen und Stabilität wichtig, um die zarten Inhalte in Einklang mit dem streckenweise harten Sound zu bringen.
Der auf „Dahoam“ unter anderem besungene „Ebertsberger Forst“ ist übrigens Schauplatz einer hartnäckigen Geistergeschichte um die weiße Frau. Schaurig sind die Kompositionen von WALDGEFLÜSTER eher weniger. Es ist eher diese tiefe Traurigkeit, die alle Songs zumindest streift oder komplett durchtränkt und letztendlich anziehend ist. Man hört auf der Aufnahme jedes Schnurren der Akustikgitarre und genau diese detaillierte Abbildung der Musik und der Momente, in denen Winterherz flüstert und spricht, halten die Aufmerksamkeit enorm hoch.
Detailverliebt und dicht
Songlängen von über 10 Minuten können WALDGEFLÜSTER locker tragen, fast 50 Minuten Spielzeit wirken angenehm reinigend. Für „Am Tatzlwurm“ wurden JJ von HARAKIRI FOR THE SKY mit an Bord geholt, der gerade mit seiner Band das tolle Album “Mære” veröffentlicht hat. Der Name des Wasserfalls Tatzlwurm geht übrigens auf ein drachenähnliches Fabelwesen zurück, dass hier angeblich Menschen angefallen und in den Tod gerissen haben soll.
Die Detailverliebtheit von WALDGEFLÜSTER lässt und davon ausgehen, dass die Wassergeräusche auch tatsächlich dort aufgenommen wurden. Selbst wenn man durch den Gesang den Inhalten nicht immer folgen kann, so transportiert sich die Geschichte doch gut über die Musik selbst. „In Da Fuizn“ ist schon deutlich zugänglicher als die anderen Stücke auf „Dahoam“, könnte locker auf rein instrumental auf das letzte Album von DEAFHEAVEN passen.
Selbst der bayrische Gesang, den man häufig eindeutig heraushören kann, stört nicht. Nicht nur im herrlich getrommelten Intro von “ Mim Blick aufn Kaiser“ merkt man sofort, dass die Band felsenfest hinter dem steht, was sie hier abliefern. Ohne Pathos und mit absoluter Sicherheit oder aufgesetzten Patriotismus, sondern mit Leidenschaft. „Dahoam“ von WALDGEFLÜSTER ist ein Album, das unter die Haut geht, nicht erst seit der EP mit PANOPTICON bin ich Fan von der Band und ihrem Anspruch an die Tiefe der Songs.
Dauer: 49:03
Label: AOP Records
VÖ: 24.09.2021
Tracklist “Dahoam” von WALDGEFLÜSTER
A Taglachinger Morgen
Im Ebersberger Forst
Am Stoa
Am Tatzlwurm
In da Fuizn
Mim Blick aufn Kaiser
Am Wendelstoa
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Hi Krachfink! Dachte erst, dass wäre so richtiger Scheiß. Dann habe ich reingehört und war sofort begeistert. Läuft in Dauerschleife. Tausend Dank für den Tipp und die ganze Arbeit mit diesem tollen Liebhaberblog. Gruß Tobi