Eric Pfeil – Azzurro – Review
Vergesst Pizza, Lambrusco, Vino und Spaghetti. Der Autor Eric Pfeil lehrt uns mit seinem Buch „Azzurro“, wie man ein Land tatsächlich erkundet: Nämlich anhand der Musik und der Vita der Künstlerinnen und Künstler, die sie erschaffen. Und da gibt es, auch abseits von EROS RAMAZOTTI und AL BANO UND ROMINA POWER einiges zu entdecken. In schön griffige Kapitelhäppchen aufgeteilt, macht Pfeil uns richtig Lust auf Bella Italia, das Land der Widersprüche.
Das Buch ist nur der Anfang
Das Buch ist nur der Anfang, denn schnell befindet man sich einem wahren Rausch rund um das Stiefelland. „Azzurro“ von Eric Pfeil schreit natürlich nach einer korrespondieren Playlist, er gibt uns auch ständig Abzweigungen, die man weiter verfolgen möchte, ach was, die man verfolgen MUSS. Wahnsinn, welch immenses Hintergrundwissen Pfeil aufweisen kann. Skurrile Verknüpfungen von GIANNA NANNINI zu ANNETTE HUMPE und ANNIE LENNOX oder von DAVID BOWIE zu LUCIO BATTISTI. In Italien wurde nicht nur Disco erfunden, es gibt (natürlich) auch spannende Verwicklungen von Kunst und Mafia.
Von wegen amore und mare
Die italienische Musiklandschaft ist deutlich vielfältiger, als das was bei uns in Deutschland angekommen ist. Progressiver Rock, genderfluide Stars wie ACHILLE LAURO und Indiebands verbindet man spontan nicht mit Italien. Wahrscheinlichkeit kann man das Prinzip, ein Land anhand von Musik näherzubringen, auch auf Italien besonders gut anwenden.
Denn die Italiener und Italienerinnen widmen fast allem einen Song, von wegen nur amore und mare. Über ihren musikalischen Ruf im Ausland lacht die Nation sowieso, versucht gar nicht erst etwas zurechtzurücken. Warum auch? Haben sie echt nicht nötig.
Absolute Horizonterweiterung
Das Buch nimmt viel Zeit in Anspruch, es ist dringend anzuraten, die dazugehörigen Videos im Netz anzuschauen. So viele lustige, ergreifende und verwirrende Videos wie in den letzten zehn Tagen habe ich noch nie gesehen. Wusstet ihr, dass RICHIE E POVERIE wieder vereint sind? Und auch nicht so viele neue Lieblingssongs gefunden. „Azzuro“ von Eric Pfeil hat mir das Land näher gebracht, als jedes Geschichtsbuch. Und das, obwohl ich selbst zur Hälfte Italienerin bin. Musikalische Horizonterweiterung, gepaart mit Geschichtsunterricht. Stark!
Seiten: 368
Verlag: KiWi
ISBN-10: 3462045539
ISBN-13: 978-3462045536
VÖ: 05.05.2022
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