Parcels – Day/Night – Review
Die aus Australien stammende – und in Berlin ansässige – Elektro-Pop-Band PARCELS, legt mit ihrem dritten Album „Day/Night“ gleich ein Doppelalbum vor. Es thematisiert jeweils eine der beiden Tageszeiten, was selbst angesichts der sehr langen Spielzeit von 82 Minuten grundsätzlich auf dem Papier interessant klingt. So klar findet sich die Aufteilung dann aber auf dem Album selbst nicht wieder, wobei natürlich jeder Mensch mit Tag und Nacht etwas anderes verbindet. Steht Nacht für Party oder eher für Ruhe? Bedeutet Tag Stress oder Langeweile?
Der Tag startet gut
Meine persönliche Achillesferse im Hinblick auf PARCELS war von jeher der Falsett-Gesang von Sänger Jules Crommelin, wobei bei der Band quasi jeder mal ran darf. Aber sobald er auf einen bestimmten Takt herunter gedrosselt wird, wird es grenzwertig, alles darüber passt wunderbar zu vielschichtigen und abwegig komponierten Musik von PARCELS. Der Opener „LIGHT“ lässt uns auf jeden Fall sehr entspannt mit Soul-Funk einsteigen, läuft nahtlos über in das von hüpfendem Klavier angespornte „Free“. Der Tag scheint gut zu werden. Über die klappernde Percussion zum Ende hin lässt sich allerdings schon diskutieren.
Mit „Comingback“ ist die Stimmung dann allerdings blitzschnell auf dem Höhepunkt, PARCELS toben sich komplett frei auf den vorgelegten Akkorden aus und in diesen Momenten sind sie unschlagbar groß. Das ist Musik, die weder an Zeit, noch an Alter gebunden scheint. Mehr denn je, fügen sich PARCELS auf „Day/Night“ dem Gefühl der Songs. Das hat zur Folge, dass die Kompositionen unüblich verlaufen und ungewöhnlich enden (können).
Seltsame Symbiosen
„InthecityInterlude“ gibt den Auftakt von einer Reihe seltsamer Soundtrack-Experimente, bei denen PARCELS sich irgendwo zwischen Drama und Weihnachten positionieren („SHADOW“, im rhythmisch verzögerten „Thefear“). Schöne Ansätze, die allerdings zu wenig führen und sich häufig beißen. Dazwischen gibt es die typischen Disko-Tanzbrecher, bei denen der Gesang – wie eingangs angedeutet– aber manchmal unangenehm ausbricht („Famous“, „Reflex“). Live ist das natürlich wieder ein ganz anderer Schnack, wenn sich auch in dem Fall wohl eher die klatschfreudige Menge animieren lässt.
Wenn Jazz, dann gut
Dem gegenüber stehen dann aber wieder atemberaubende, anspruchsvolle Jazz-Fusion-Szenen, wie das instrumentale „Daywalk“. Ein herrlich perlendes Stück, das Hektik und Lässigkeit verschmelzen lässt. Während hier also zwei Stimmungen perfekt ineinanderlaufen dürfen, wird dagegen bei „Famous“ im Sinne des Sendersuchlaufs von einer Szene in die nächste gehüpft. Was zwar anregend klingt und handwerklich überragend umgesetzt wird, aber rein musikalisch total schwer zu genießen ist. Auch „LordHenry“ hat darunter zu leiden und selbst wenn PARCELS hier einen Partymarathon oder Gefühlsschwankungen thematisieren möchten… wir müssen das ja auch daheim hören und irgendwie nachvollziehen können. Ok, es lässt sich dazu schwoofen, aber so richtig will sich mir „Day/Night“ von PARCELS nicht vollends erschließen.
Dauer: 1:22:41
Label: Because Music
VÖ: 05.11.2021
Tracklist „Day/Night“ von PARCELS
Day Part – LIGHT
Day Part – Free
Day Part – Comingback
Day Part – Theworstthing
Day Part – Inthecity Interlude
Day Part – NowIcaresomemore
Day Part – Somethinggreater
Day Part – Daywalk
Day Part – Outside
Night Part – SHADOW
Night Part – Neverloved
Night Part – Famous
Night Part – Icallthishome
Night Part – LordHenry
Night Part – Thefear
Night Part – Nightwalk
Night Part – Reflex
Night Part – Once
Night Part – Inside
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