Lest die Review zu "Hinter den Gardinen" von DRALL bei krachfink.de

Drall – Hinter den Gardinen (EP) – Review

Drei Jahre nach der Besprechung ihrer letzten EP, scheinen DRALL sich mit „Hinter den Gardinen“ neu aufgestellt zu haben. Es sind eigentlich nur vier Songs, aber die weichen doch musikalisch deutlich davon ab. Besonders mit (m)einem auf Analyse geschulten Ohr, das viel und regelmäßig Musik gehört, fällt natürlich sofort auf, welch lyrischen und musikalischen Paten DRALL (wahrscheinlich unbewusst) für ihre neue Musik hatten.

Trotzdem bringen sie noch genug eigene kreative Leistung ein, sodass man die gute Viertelstunde trotzdem gerne hört und nicht ständig an X und Y denkt. Mittlerweile haben die handwerklichen Fähigkeiten von DRALL die produktionstechnischen überholt und das Quartett aus Mecklenburg-Vorpommern sollte ernsthaft darüber nachdenken, mal Geld für eine akzentuierte Produktion in die Hand zu nehmen.

DRALL, Band 2023

Kann dieser Ort noch verkehrter sein?

Gedanklich und atmosphärisch befinden wir uns mit „Hinter den Gardinen“ immer noch im abhängten Dorf, aber DRALL scheinen die Ketten sprengen zu wollen. Nach einem stark an NIRVANAs „Something In The Way“ erinnernden Einstieg wird es schnell härter und krachiger, häufig zieht die Band jetzt zusätzlich, astreine Metallriffs und ballert aber auch wieder die bereits bekannten Hardcoreschellen („Brach“), wie schon auf der letzten EP „Dort, wo das Nirgends endet“. Wobei hier nicht so ganz klar ist, ob wir es hier schon mit den eingangs erwähnten Grenzen der Produktion zu tun haben und die Band eigentlich lieber etwas anderes machen wollte.

Die Texte – abzüglich altbekannter Zeilen von FJØRT, GRÖNEMEYER und TURBOSTAAT – sind weiterhin von Resignation geprägt, das fassen DRALL weiterhin gut zusammen und gerade die melodischen Spitzen im Gesang sind bemerkenswert.

Zwischen den Stühlen

Steine im Bauch, ein ungutes Gefühl beim Gedanken an die Zukunft, Misstrauen gegenüber Konventionen, all das findet sich auf „Hinter den Gardinen“ von DRALL wieder. Damit sind sie also meilenweit entfernt, von den Einszweieinszwei-Punklyrics über Dosenbier oder den übertrieben maskulinen Motivationshymnen aus dem Hardcore. Mit „Plane“ öffnen sich sogar ganz zaghaft und leicht einer poppigen Seite.

Da ist also etwas bei DRALL, was sie zwar nicht dauerhaft in meine Playliste spült, aber dafür sorgt, dass ich auch bei der nächsten EP wieder gespannt am Start bin. Aber bitte nicht wieder drei Jahre für vier Songs brauchen, denn das ist einfach zu lange. Sofern DRALL mit der Musik etwas erreichen möchte, denn inhaltlich und musikalisch ist ausreichend Potenzial vorhanden.

Dauer: 14:41
Label: D.I.Y.
VÖ: 03.03.2023

Tracklist „Hinter den Gardinen“ von DRALL
Draußen
Brach
Gemeinde
Plane

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