Kalle - Ey! - Cover

Kalle – Ey! – Review

Nette Dinge sollte man immer zuerst schreiben: Der Albumtitel “Ey!” der deutschen Punkband ist echt stark, ebenso die Gitarrenarbeit, das Artwork und auch der inhaltliche Ansatz der Band. Aber… was einfach nervt, ist der Gesang oder eher die Art, wie derjenige, der singt, auf der Suche nach den Tönen ist. Das scheint ihm und den Kollegen aber gar nicht aufzufallen, denn die Laune bei KALLE ist voll gut, ey. Live ist das mit Sicherheit nochmal ein ganz anderer Schnack, aber auf Albumlänge ist das bisschen anstrengend und die selbst gezogenen Ideale oder Vergleichsversuche (GREEN DAY, IRON MAIDEN oder BLIND GUARDIAN) machen es nicht besser.

KALLE, 2021

Danke für die Gitarren

Die Gitarrenfraktion macht vieles wieder wett, denn die hat echt einiges auf dem Kasten und liefert Überdosen von geschmeidigen oder gefrickelten Soli. KALLE wenden sich gegen die üblichen Themen, es riecht streng nach Checkliste. Verweigerung von Anpassung zugunsten von Playlisten-Tauglichkeit, die Gefangenschaft im Hamsterrad der Kapitalismusgesellschaft und die klare Abgrenzung von sexistischen und rassistischen Inhalten. Das ist in vielen Momenten aber einfach zu plakativ (“Alter weißer Mann”, “Privat Ist Er Eigentlich Ganz Nett”), auch wenn esmit Sicherheit gut gemeint ist. Kann aber durchaus sein, dass viele Hörer*innen so beeindruckt von den Gitarrenriffs und deren Melodienvielfalt sind, dass sie über die andere Makel hinweghören können.

Bisschen drüber und riecht nach Checkliste

Es ist allerdings echt schade um einen flott trappelnden – und deutlich mehr Richtung Power Metal geneigten – Song wie “Das Schlimmste an der Offenbarung sind die Trompeten”, der einfach schief in Grund und Boden gesungen wird. Und der Text zu “Alter weißer Mann” ist zum einen zwar sehr engagiert – beeindruckend, dass KALLE schon so angeekelt und komplett angepisst zu sein scheinen – aber auch etwas drüber.

Denn was KALLE hier dem “alten weißen Mann” alles unterstellen, geht weit über die eigentliche Bedeutung hinaus und fehlinformiert also in diesem Fall irgendwie. Alter, weißer Mann befasst sich vorrangig mit der weltweiten Vormachtstellung des männlichen Geschlechts und den damit verbundenen Privilegien, die von KALLE beschriebenen schlechten Eigenschaften sind nicht zwangsläufig damit verbunden.

“Anstrengend aber ohne Bedeutung” rückt dann die Gitarrenarbeit in den Hintergrund und gibt dem Bass etwas mehr Bühne. Allerdings übernehmen KALLE den ermüdenden Alltagsrhythmus, den sie hier am Beispiel des Wochentages Mittwoch besingen und eigentlich verteufeln wollen, (wahrscheinlich) unbewusst. Manches ist also einfach verwirrend und wirkt nicht zu Ende gedacht. Whatever, trotz guter Absicht erreicht mich das persönlich leider inhaltlich nicht. Wie schon erwähnt – ein Song auf “Ey!” heißt “Anstrengend aber ohne Bedeutung”…

Dauer: 37:55
Label: Bakraufarfita Records
VÖ: 04.06.2021

Tracklist “Ey” von KALLE
Blümchen auf dem Ruhrpott Rodeo
Der zweite Song muss unbedingt ein Hit sein
Arbeiterarbeit
Tante Emma
Anstrengend aber ohne Bedeutung
Das Schlimmste an der Offenbarung sind die Trompeten
Alter weißer Mann
Das Glitzern
Frau Hund
Wenn es dunkel wird
Privat ist er eigentlich ganz nett
Ey!

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