Synopsis Lyriquent Artwork

Lyriquent – Synopsis – Review

Was mir an dem Debütalbum „Synopsis“ vom Hamburger Rapper LYRIQUENT besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass er sich nicht damit aufhält, was die anderen schlecht machen, sondern stattdessen dem etwas Gutes entgegensetzt. Sein BoomBap-Sound ist nicht nur authentisch und in echt aufopfernder D.I.Y.-Manier mithilfe von Freundinnen und Freunden entstanden, sondern er macht auch gute Laune. Und das gelingt ihm, ohne Haltung zu verlieren. Man weiß ganz genau wofür und wogegen er steht, dafür muss es nicht konkret dissen. Die Beats machen gute Laune, sind beschwingt und angenehm unaufdringlich, aber trotzdem nachdrücklich.

Alle sind verantwortlich für die nächste Kurskorrektur

In „Aus Liebe feat. “ bringt LYRIQUENT auf den Punkt, worum es ihm geht. Und wenn sich EVEOHNEADAM mit ihrem spanischen Text einklinkt, weiß man auch ohne konkrete Sprachkenntnisse, worum es geht. Es ist ihm tatsächlich gelungen einfach Szenen und Gefühle aufzufangen, ohne diese zu konkret auszuführen und zu zerdenken. Genau deshalb laufen viele Songs auch unter drei Minuten ins Ziel und treffen trotzdem die Hörerinnen und Hörer. Produziert wurde von meistens Supreme Frost, aber auch PAULFELZ und NICMA MUSIC haben Hand angelegt.

Das Album hat einen herrlich geschmeidigen und trotzdem satten Sound, der sich schön ums Ohr schlängelt. Wer auf 808 und ADHS-haftige Geräusche oder Autotune steht, kann „Synopsis“ getrost ignorieren. Selbst wenn LYRIQUENT kein Streber ist, dann ist er doch weit entfernt davon mit Statussymbolen zu flexen und Kiddies mit gespielter Coolness unter Druck zu setzen („Letzte Option“).

Standhaft, auch ohne explizite Lyrics

Den Titeltrack könnte ich stundenlang im Loop laufen lassen, einfach weil der Beat so ultraentspannend und trotzdem fesselnd ist. LYRIQUENT hat ziemlich viel Zeit und Liebe für das Detail in dieses Album gesteckt. Das hört man und noch viel wichtiger – das spürt man. Mag sein, dass manche das künstliche Plattenknistern als altmodisch empfindet, ich liebe sowas. Die Samples sind auch passgenau platziert und sehr gut ausgewählt, wirklich ausschließlich sublimierend und nicht unnötig aufrührend. Das Album repräsentiert sich quasi selbst. Es geht nicht darum den Einzelnen hervorzuheben, es geht um Gemeinschaft und dementsprechend findet hier auf „Synoposis“ auch keiner Knallerhooks zum an die nächste Wand sprühen, sondern viele, einzelne, wahre Zeilen.

In jedem Song von LYRIQUENT schwingt Dankbarkeit, ein realistisches Bewusstsein für seine eigene Situation („Alles in allem“) und die damit verbundene Verantwortung für die anderen mit. Ohne mit typischen und vorhersehbaren linken Vokabeln zu hantieren, findet LYRIQUENT klare Worte gegen Kapitalismus, Ausgrenzung und Krieg („Wiederholungstäter“). Ein echt schönes Album, das fernab von kühlen Marketingkonzepten aus Liebe zum Hip Hop gemacht wurde.

Dauer: 29:46
Label: Eigenproduktion
VÖ: 15.10.2021

Tracklist „Synposis“ von LYRIQUENT
Gettin‘ Higher
Bon Appétit (feat. Tee P. und Marekuja)
Monopoly
Aus Liebe
Auf der Suche
Synopsis
Wiederholungstäter (feat. JFone)
Caos
Azul (feat. Mazzikaner)
Alles in allem

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