Lest die Review zu "Plastic Energy" von MUDHONEY bei krachfink.de

Mudhoney – Plastic Energy – Review

Mit „Plastic Eternity“ legen MUDHONEY – bestehend aus Sänger Mark Arm, Gitarrist Steve Turner, Bassist Guy Maddison und Schlagzeuger Dan Peters – ihr 11. Album in ihrer 35-jährigen Bandkarriere vor. Gar nicht mal so viel, will man meinen. Aber es hat ausgereicht, denn mit ihrem prägenden Sound lieferte die (trotzdem noch verkannte) Band aus Seattle quasi die Urform der perfekten Melange aus Underground-Punk und purem, von spröden Gitarren angetriebenem, Rock.

Neben zwei Liebesliedern, tummeln sich auf „Plastic Eternity“ durchweg Songs, die die Thematik des Klimawandels in Zusammenhang mit Kapitalismus und unser aller Gier aufgreifen. Aufgenommen wurde das Album mit dem Produzenten Johnny Sangster in nur neun Tagen im Crackle & Pop! in Seattle. Kein Problem für das Trio, das in der Regel im Proberaum zusammenkommt, sich anblickt und einfach losspielt.

Wo fängt für immer an?

Wie intuitiv „Plastic Eternity“ von MUDHONEY komponiert wurde, lässt sich an vielen Stellen deutlich erkennen. Und wer ein wenig im klassischen Punk wildert, wird sofort erkennen, welche Bands das Vorgehen von MUDHONEY bereits in ihrem eigenen Songwriting verarbeitet haben. Den Pionierstatus schreibt man ihnen also vollkommen zurecht zu. Wenn Dan Peters in „Move Under“ den Takt angibt und sich die Distortion-Gitarren dazu gesellen und uns erstmal kontextlos ein Gitarrensolo entgegenfliegt – noch bevor ein Wort gesungen wurde – dann weiß man als Improfan, dass man hier richtig ist.

Frei von Zeitgeist und doch nicht angestaubt

MUDHONEY formen auch ausgehend von diesem Trick trotzdem prägnante Szenen, wenn es sein muss, sogar mit mehrstimmigem Chor. Auch „Almost Everything“ streift sich jeglichen Zeitgeist ab und ist doch mit seinem repetitiv nach vorne treibenden Beat und seiner verschlungenen Rhythmik total up to date. Im Prinzip könnte man diese Komposition auf PIGS PIGS PIGS PIGS PIGS PIGS PIGS unterschieben. Mehrfach macht sich die grandiose Produktion bemerkbar, das Soundbild von „Plastic Energy“ wird in den richtigen Momenten dicht zusammengerückt und trotzdem ist alles eindeutig und akzentuiert wahrnehmbar.

MUDHONEY sitzen sowas von sicher im Sattel

Und da wo MUDHONEY sich im einen Moment noch dem kritisch und fachkundig mit dem Humankapital im Song „Human Stock Capital“ auseinandersetzen, sind sie sich wenig später in „Little Dogs“ nicht zu schade, einfach über niedliche, kleine Wauwaus zu singen. Genau das ist es, was eine gute Band ausmacht, wenn sie die Musik ernst nimmt, aber sich selbst eben nicht so doll. Denn natürlich kann man auch den Song über Hunde als Metapher verstehen, aber es auch genauso infantil, wie er gesungen wird. „Plastic Energy“ von MUDHONEY ist mitnichten ein zahnloses Spätwerk, sondern eine herrlich zeitlose Rockplatte, von welchen, die einfach wissen, wie es geht.

Dauer: 42:06
Label: Sub Pop
VÖ: 07.04.2023

Tracklist „Plastic Eternity“ von MUDHONEY
Souvenir of My Trip
Almost Everything
Cascades of Crap
Flush the Fascists
Move Under
Severed Dreams in the Sleeper Cell
Here Comes the Flood
Human Stock Capital
Tom Herman’s Hermits
One or Two
Cry Me an Atmospheric River
Plasticity
Little Dogs

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