Lest die Review zu "Zerrissen" von BRUCKNER bei krachfink.de

Bruckner – Zerrissen – Review

Der Bandname BRUCKNER verspricht ja schon eine gewisse Bodenständigkeit, die man auf dem neuen Album „Zerrissen“ des Pop-Duos durchaus spüren kann. Die Geschichten über Liebe, Unsicherheiten, Eskapismus und Träume sind in fluffige Melodien eingebettet, die sich vor großen Bands wie PHOENIX nicht verstecken müssen, aber auch Fans von CLUESO oder CRO anschnappen lassen. Mit 18 (!) Songs kann von Geiz auch nicht die Rede sein, gerade am Ende verlassen BRUCKNER den halbwegs sicheren Hafen und experimentieren erfolgreich mit Gitarren und Indierock („Mein großer Bruder“).

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BRUCKNER, 2023, Foto von Leon Crusius

Hör mal in dich hinein

Die Texte auf „Zerrissen“ von BRUCKNER richten sich in erster Linie an diejenigen, die noch Zeit haben, viel in sich hereinzuhorchen oder eben diejenigen, die sich gerade in Schwebezuständen wie Frischverliebtsein oder Trennung befinden. Abgesehen davon, hantieren BRUCKNER mit richtig feinem, internationalem Dance-Standard, der nicht zu prollig daherkommt und echt schnell ins Ohr geht, ohne dort unangenehm zu nerven. „Wer wir sind“, „Indio“, „Daydrinking“ oder „Nero“ tanzen perfekt auf beiden Welten. Besonders positiv fällt auf, dass BRUCKNER sich Zeit nehmen und nicht alles möglichst schnell ins Ziel jagen.

Man kann also schon die Anforderung des Streamingpublikums und die erdrückende Masse an Angebot mitdenken, aber trotzdem gute, wertige Songs schreiben. „Das System“ ist smart formulierte Kritik an der Pharmaindustrie, die Betroffene gerne mit Medis ruhig stellt, um Kohle zu machen, damit sie im System funktionieren. Gleichzeitig reichen BRUCKNER ihre Hand denjenigen, die auch mal straucheln und Erfahrungen mit Beruhigungspillen und ähnlichem haben.

BRUCKNER halten die Waage zwischen Pop und Tiefgang

Dass Vokabular wie „systemrelevant“ nun schon ganz selbstverständlich verwendet wird, fühlt sich komisch an („Ticket für die Nacht feat. anais“), ansonsten verzichtet das Duo auf Szenesprech oder betont lässige Wörter. BRUCKNER halten durchweg ein gewisses Niveau und balancieren schön die Waage zwischen Zugänglichkeit und Tiefgang. Der Synthiefächer im melancholischen „Lost“ hat Potenzial ein großer Hit zu werden. Und zwar für beide Seiten. Für die, die nicht so richtig zuhören und die, die sich mal mit den Kopfhörern für dreieinhalb Minuten in ihrem echten Leid unterstützen zu lassen. Genauso könnte man zu diesem Lied aber eine heftige Lichtshow auf der Bühne abfeuern und Konfetti regnen lassen, die Drums klingen hier angenehm organisch und trotzdem tanzbar.

Wie schon am Anfang gespoilert, erweitern BRUCKNER zum Ende hin ihr Spektrum, bieten noch viel mehr an, als man erwartet und ihnen zugetraut hat. Ein interessantes Album, das locker erscheint, aber einiges an Tiefe („nichtdasgleichem4a“ aka, wie Fynn Kliemann denkt, dass er klingen würde… ) zu bieten hat. Hört man rein, auch wenn ihr DISSY und FÜFFI mögt.

Dauer: 58:00
Label: Sony Music
VÖ: 21.04.2023

Tracklist“ Zerrissen“ von BRUCKNER
Zerrissen
Worst Case Band
Mercurial Vapor
Ticket für die Nacht feat. anaïs
Lost
Wer wir sind
Fallen und fliegen
Nero
Gib Gib
Daydrinking
Indigo
Das System
Mein großer Bruder
Tochterkomplex
nichtdasgleichem4a
Fuji
Follow4Ever Intro
Follow4Ever

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