Kadavar - Isolation Tapes Artwork

Kadavar – The Isolation Tapes – Review

KADAVAR veröffentlichen „The Isolation Tapes“ und irgendwie triggert der Name etwas Unangenehmes bei mir Besser hätte man die feine Stilkurve, die die Berliner Stoner-Psychedelic-Kraut-Rockband genommen hat, aber nicht auf den Punkt bringen können. Es bezieht sich natürlich auf den Umstand der Pandemie, der dem Trio ebenso dazwischen gerätscht ist, wie dem Rest der Welt.

Aber es beschreibt auch treffend den daraus transferierten Sound, der sich einigelt, zurückzieht und etwas Neues entstehen lässt. KADAVAR ist es gelungen, musikalisch eine Geschichte über Hoffnung und Mut zu erzählen. Dabei schwenken sie von Power zu Schwerelosigkeit, drosseln ihr Tempo und spannen doch viel größere, bunte Bögen.

KADAVAR 2020 Foto von Rosa Merino Claros

Grandiose Transformation

Es wirkt etwas so, als ob die HörerInnen ins All geschossen wurden. Eine beängstigende und gleichzeitig schöne Vorstellung. Vollkommen unabhängig davon, wie reduziert „The Isolation Tapes“ von KADAVAR werden, da bleibt immer eine warme, allesumspannende Aura. Die spacigen Szenen verdeutlichen das Gefühl von März 2020 wirklich gut. Leergefegte Straßen und ungewisse Zukunft. Doch die Band setzt genau das auf, was benötigt wird. Neuen Rhythmus, erste zaghafte Schritte in ein neues Leben („Eternal Light (We Will Be Ok)“). Und selbst wenn in „Peculiareality (!)“ erstmal nur von Zeit totschlagen die Rede ist, so geht es doch in erster Linie auch darum, dass viele generell isoliert und vor der Allgemeinheit oder sich selbst verschlossen sind.

KADAVAR sichern dem Album also auch eine inhaltliche Relevanz, die über die Pandemie hinausgeht. „The Isolation Tapes“ sind im besten Sinne zeitlos, Parallelen zu THE BEATLES („Everything Is Changing“) oder PINK FLOYD sind tatsächlich nicht zu hoch gegriffen. Besondere Zeiten erfordern auch besondere Musik.

Dass bei diesem experimentellen Ansatz und einem gemeinschaftlichen Songwriting, das erstmal auf Distanz funktionieren musste, solche Qualität entsteht, liegt natürlich an KADAVAR. Dreistimmige Gesangseinlagen und das Zitieren bewährter Stilmittel der Sechziger- und Siebzigerjahre, erfordern Handwerklichkeit, kompositorische Erfahrung und ein gewisses Fingerspitzengefühl. Der Sound nimmt deutlich mehr Raum ein, als zuvor. Man kann KADAVAR lediglich ankreiden, dass ihre Eigenleistung darin besteht, die Tricks von anderen authentisch darbieten zu können. Spannend wäre zu hören, wenn die Band wirklich Neues hinzufügt.

Zeit für Veränderungen

KADAVAR habe ich zuletzt 2018 im Vorprogramm von OZZY OSBOURNE gesehen. Da haben sie wie üblich sehr druckvoll gerockt, konnten sich aber im Hinblick auf diesen mächtigen Headliner und den für sie nicht wirklich angepassten Sound nicht nachdrücklich präsentieren. Mit „The Isolation Tapes“ setzen Lupus, Dragon und Tiger nun eine echte Marke. Das Beste an dem Album ist, dass man es herrlich daheim mit gutem Klang über die differenzierte Anlage oder Kopfhörer hören kann.

Live ist und bleibt besser, aber „The Isolation Tapes“ machen in Sachen Hörgenuss ihrem Namen alle Ehre. Kein Bierfürze, keine Leute, die reinlabern, niemand der sich zum Klo durchdrückt. Gut so. Nicht jeder Fan wird diesen Weg mitgehen, aber ausgleichend neue dazu kommen.

Dauer: 45:58
Label: ROBOTOR RECORDS
VÖ: 23.10.2020

Tracklist „The Isolation Tapes“ von KADAVAR
The Lonely Child
I Fly Among The Stars
Unnaturally Strange (?)
(I Won’t Leave You) Rosi
The World Is Standing Still
Eternal Light (We Will Be Ok)
Peculiareality (!)
Everything Is Changing
The Flat Earth Theory
Black Spring Rising

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