Scheisse Gefährlich – Aaron Maiden – Review
Ganz ehrlich? Ich bin einfach gestrickt und eine Band, die SCHEISSE GEFÄHRLICH heißt und ihr Album „Aaron Maiden“ nennt, hat bei mir schon gewonnen. Gut, im Fall von Aaron und Torpedo Knarxs ist eben der Punk auch noch geil, so wie er sein soll. SCHEISSE GEFÄHRLICH kümmern sich um die wirklich wichtigen Dinge. Wenn die drölfste Bands sich vom eigentlichen Dreck Punk abwendet, um Indie zu spielen („Punksnob“). Weil man mit Punk eben nichts verdient, der eh tot ist (ja, warum wohl?!) und hey, im Herzen bleiben diese Leute immer Punk. Immer!
Geile Mucke von den Funkerbois
Es geht um notwendigen Generationenwechsel, dicke Hose machen und auch ganz viel um Liebe. „Aaron Maiden“ schämt sich nicht und hat mindestens zwei offensichtliche Lovesongs an Bord. Lovesongs, zu denen man sich im Pit blaue Augen pogen kann, aber das Eine schließt das Andere ja nicht aus.
Die aufgekratzte Hymne „Jemand wartet auf Dich“ verbreitet Romantik mit dem Baseballschläger, bleibt aber ultrahartnäckig im Ohrwurmzentrum hängen. Und wie sich das für eine moderne Punkband gehört, haben SCHEISSE GEFÄHRLICH auch gute Samples und Synthies. Das Intro zu „SG“ hat sich spontan in meine Top 3 Samples-Hitlist katapultiert. Noch dazu ist „SG“ eine verdammte Hymne, die man besoffen und wahrscheinlich sogar ohne Arme auf der Gitarre spielen kann.
SCHEISSE GEFÄHRLICH? Hey, why not?!
Ein weiteres gutes Kriterium für guten Punk, ist die Unverständlichkeit der Texte. Die sollen natürlich möglichst smart sein, aber der Begriff ist dehnbar und eine gewisse schroffe Aufnahme lässt sich auch besser mitgrölen. Beim leicht verstrahlten „Antigravitationistische Aktion“ versteht man immer „gegen den Bergbau“, statt „gegen die Schwerkraft“, ergibt aber auch irgendwie Sinn. Bergbau ist scheiße. Mit dem abschließenden „Psycho Maiden“ drehen SCHEISSE GEFÄHRLICH jede Menge auf links. Drummer Torpedo gibt richtig Gummi, während eine verzerrte Stimme uns kryptisch wirkende Wortfetzen an den Kopf wirft. Wirkt wie „Der letzte Tanzende“ von DIE NERVEN in der hyper-Maniac-Version.
Mit „Toxic feat. Miley Silence“ haben SCHEISSE GEFÄHRLICH sogar einen astreinen Coversong an Bord. Der klingt – wir sind immer noch bei Punk – natürlich so, als ob ihn pretty Britney kurz vor ihrem Absturz in 2007 schnell an der Straßenecke beim Glatzenschneider eingetrümmert hätte, aber die grundsätzlichen Trademarks sind erhalten. Ein Hit, wenn es darum geht im nächsten AZ Dosenbier zu verschütten. Ich wünsche mir eine Welt, in der Bands wie SCHEISSE GEFÄHRLICH niemals besser werden. Lernt nicht kniffliger zu spielen, schreit nicht verständlicher und spielt um Himmelswillen niemals Indie. Aber singt weiter ab und zu über Liebe, ok?
Dauer: 22:12
Label: Eigenproduktion
VÖ: digital verfügbar / MCs ab Januar/Februar 2021
Tracklist „Aaron Maiden“ von SCHEISSE GEFÄHRLICH
Freunde von Bullen
Punksnob
Wenn die Alten endlich tot sind
No Feature
Antigravitationistische Aktion
Jemand wartet auf dich
SG
Der Ex-Freund
Toxic (feat. Miley Silence)
Psycho Maiden
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