Danger Dan Alles von der Kunstfreiheit gedeckt

Danger Dan – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt – Review

Nachdem die ersten Singles zum Klavieralbum „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von DANGER DAN (ANTILOPEN GANG) veröffentlicht wurden, war schnell klar: Das könnte ziemlich gut werden. Und genau das ist es, um nicht zu schreiben grandios und einzigartig. Vor Kurzem sagte die studierte Klavierlehrerin IRA ATARI im krachfink.de Podcast, dass es auf die Leidenschaft ankommt, die über die Finger in die Tasten fließt. Ob man dabei einer perfekten Technik folgt, ist erstmal zweitrangig. Und genau das ist es, was „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von DANGER DAN so besonders macht. Es packt einen am Schopf, lässt sich nicht ignorieren und dringt eine Ebene tiefer, als die meisten Alben. Abgesehen davon, sind die Inhalte durchweg stark formuliert, mal witzig, mal bitterböse und immer sehr konkret.

Man hätte viel früher darauf scheißen sollen

„Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von DANGER DAN ist eine einzige Absage an Konventionen und Normen. Nicht aus Prinzip oder aus einem Trend heraus. Nein, es gibt Menschen, die wissen, dass sie dem nicht entsprechen können und nicht bereit sind, ihr kostbares Leben damit zu verschwenden. Bei ihm zeigte sich das schon zu Schulzeiten, weshalb er sich mit einem bitterbösen Gruß an dies Lehrer*innen bedankt („Ingloria Victoria“). Der Opener „Lauf davon“ spielt auf eine wahre Begebenheit an, die DANGER DAN mit LOU REED hatte. Aber letztendlich geht es im Kern darum, sich in Sicherheit zu bringen, ganz weit weg von den Fesseln der scheinbaren Gemütlichkeit im System zu rennen. DANGER DAN ist nun Ende dreißig und nicht wenige bereuen in diesem Alter, dass sie nicht am richtigen Punkt einfach schnell weggelaufen sind und stattdessen dem einen – für alle gleichen?! – Traum hinterhergerannt sind.

DANGER DAN duckt sich nicht weg, er lamentiert aber auch nicht und über diese kreative Ausdrucksweise kommt noch mehr zur Geltung, wie wortgewandt und smart er tatsächlich ist („Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok“, „Topf und Deckel“). Natürlich garantiert ihm das Weglassen von Beats eine ganz andere und deutlich größere Zuhörerschaft. Dazu postet er vor Kurzem auf seinem Instagramaccount:

Musik für Herz und Kopf

Die Streicher wurden von MINE komponiert und arrangiert, sie kommen genau in den richtigen Momenten und sorgen dafür, dass der Körper an den unmöglichsten Stellen von Gänsehaut erfasst wird („Trotzdem“). Selbst wenn die gute Laune nicht zu kurz kommt, dann ist „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von DANGER DAN mit Sicherheit kein Partyalbum. Es ist eher eines, das zu Gedankenspielen und Reflexion anregt. Es geht um Verweigerung, Rebellion, Mund aufmachen und nicht alles so hinzunehmen und zu schlucken, wie es uns von der Mehrheitsgesellschaft vorgesetzt wird. Das abschließende „Beginne jeden Tag mit einem Lächeln“ fasst die Stimmung des Albums gut zusammen. Was wie ein Kalenderspruch klingt und erst daran zweifeln lässt, ob DANGER DAN auf dem richtigen Weg bleibt, steigert sich zu einem wahnsinnigen Eklat. Tja, Pech gehabt, so einfach lässt sich der Weltschmerz nicht weglachen oder der Abfuck ignorieren. DANGER DAN eskaliert auf den schwarz-weißen Tasten. Aber immerhin, das letzte Wort der Platte lautet Liebe.

Erst durch „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von DANGER DAN wird mir klar, dass ich sowas schon lange nicht mehr gehört habe. Komplett auf das Effektivste eindampfter Ausdruck, zeitlos und mit enorm großer Wirkung. Und eigentlich ist das auch ein gutes Lehrstück für alle, die sich in den letzten Jahren im Pop-Bereich tummeln und mit großen Emotionen und ausdrucksstarken Begriffen um sich werfen, ohne auch nur irgendetwas zu transportieren. Man muss es ernst meinen, das ist die wichtigste Zutat und lässt sich nicht imitieren.

Dauer: 34:04
Label: Antilopen Geldwäsche
VÖ: 30.04.2021

Tracklist „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von DANGER DAN
Lauf davon
Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
Trotzdem
Ich verpügelte die Sextouristen in Bangkok
Das schreckliche Buch
Ingloria Victoria
Topf und Deckel
Ode an den Mord
Eine gute Nachricht
Tesafilm
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln

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