Die Vier Jahreszeiten Kapelle Petra

Kapelle Petra – Die Vier Jahreszeiten – Review

High Punkis, erwartet nicht zu viel vom neuen Album „Die Vier Jahreszeiten“ der KAPELLE PETRA, dem Trio rund um Sänger Opa, Bassist Der Tägliche Siepe und Schlagzeuger Ficken Schmidt. Der Indie-Rock verzichtet sonst wieder auf grobes Vokabular und es wird nicht krachig und laut musiziert, sondern eher entspannt. So manche Textzeile trifft trotzdem messerscharf dahin, wo es weh tut. Die Band aus Hamm vereint hier bisher erschienene EP zu einem zusammenhängenden Zyklus, der 16 Episoden umfasst.

Ein bunter Strauß Scheiße

„Die Vier Jahreszeiten“ von KAPELLE PETRA ist also – wer hätte es gedacht – in ebendiese aufgeteilt und beschäftigt sich mit den turnusbedingten Emotionen, die man als Mensch spürt. Teilweise auf ein Jahr bezogen, teilweise auf ein Leben. Dementsprechend ist der Opener „Reißt die Fenster auf“ euphorisch, bei KAPELLE PETRA wird wohl auch schon im Frühjahr gegrillt. Das Gefühl des Neuanfangs, das sich herrlich in dem schönen Refrain widerspiegelt, ist komplett nachvollziehbar.

Der Gesang von Opa erinnert mich oft an KALA BRISELLA („Meine Zeit“) und ständig muss ich an THEES UHLMANN denken. Das liegt wohl daran, dass KAPELLE PETRA nicht die ganz großen Fässer bohren, sondern auf die vermeintlichen Kleinigkeiten des Daseins eingehen. Letztendlich sind es diese zeitlosen Platten und diese Art der Auseinandersetzung, die dafür sorgen, dass man einzelne Songs auch noch in 10 Jahren hören kann.

Schnelle Zündung, lange Haltbarkeit

Unaufgeregt lassen sie spitze Gesellschaftskritik einfließen und auch wenn sie sich bemühen, möglichst nicht wirklich kulturpessimistisch zu sein, dann spürt man auch das manchmal ganz dezent. Einsamkeit, Vorurteile, das schrullige Anderssein, den Wunsch nach Ruhe und Freiheit und die Akzeptanz vom eigenen Altern oder eben der Blick nach hinten („Ameland“) – KAPELLE PETRA strecken ihre Fühler in alle Richtungen aus. Schade, dass die Strahlkraft von Songs wie „Einsame Insel“ leider im Autotune-Gebrabbel der Formatradios untergehen wird. Eine schöne, ermutigende Hymne an Zusammenhalt und Gemeinschaft.

Wir sind seltsam, wir sind sonderbar

Das Schöne an „Die Vier Jahreszeiten“ von KAPELLE PETRA ist die Klarheit im Ausdruck, musikalisch und textlich. Auch, wenn man nicht jeden Song auf Anhieb der passenden Jahreszeit zuordnen könnte. Die Band erzählt uns die Dinge aus ihrer Sicht, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne verklausuliertes Denkertum. Man kann anknüpfen, oder es eben lassen. Manches ist nur mit Humor zu ertragen („Ein bunter Strauß“), an anderen Stellen muss unmissverständlich Stellung bezogen, so wie im von traditionellen Bläsern durchzogenen „Wirtschaftsflüchtling“.

„Die Vier Jahreszeiten“ von KAPELLE PETRA ist ein Album, das nicht nur sofort zündet, sondern länger nachhallen wird als die meisten anderen.

Dauer: 52:22
Label: Gute Laune Entertainment
VÖ: 26.11.2021

Tracklist „Die Vier Jahreszeiten“ von KAPELLE PETRA
Reißt die Fenster auf
Meine Zeit
Ein bunter Strauß
Wirtschaftsflüchtling
Ameland
Einsame Insel
Manche Menschen
Dachgeschosswohnung
Melancholie
Lieblingsfarbe Grau
Der Eisenbahnromantiker
An unsrer Tanke brennt noch Licht
Eine schöne Geschichte
Nitroglyzerin
Perlen für die Säue
Milliarden Kubikmeter Vakuum

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