Typhoid Rosie Queens Of Swords Artwork

Typhoid Rosie – Queen Of Swords – Review

“Queen Of Swords” ist das dritte Album der amerikanischen Punkband TYPHOID ROSIE und selten waren Band, Label, Promoagentur und ich uns so uneinig. Da aus meiner Sicht alles, was über diese Band rausgeschickt wurde, komplett dem widerspricht, was das Quintett macht, ballere ich euch gleich mal meine (eigenen) aufklärenden Assoziationen um die Ohren. Spoiler: Die Band ist anders und viel besser, als man denken könnte!

Es fängt an mit dem Bandnamen, der sich auf ein “infektiöses, bakterielles Fieber mit Ausbruch von roten Flecken auf Brust, Unterleib und schweren Darmreizungen” bezieht. Das lässt grobe und wütende Musik erwarten. Artwork und der Look der Sängerin Rosie Rebel deuten zweifelsohne auf Horror-Punk oder zumindest Rockabilly hin. Alles Fehlanzeige, ebenso wie sich selbst zugesprochenen Hardcore-Anleihen.

TYPHOID ROSIE 2021, Foto von Mark Doyle

Der Großteil der männlichen Bandmitglieder sieht auf den (farblich auch echt interessant gestalteten) Bandfotos nicht nur gelangweilt aus, sondern eher wie kurz vor der IHK-Abschlussprüfung zum Groß- und Außenhandelskaufmann oder Geschichtslehrer. Oder so, als ob sie auf den nächsten Bus warten, aber auf jeden Fall weniger an Gitarren, Bass, Drums und Krach interessiert wären. Uff, das war viel Einleitung, ist aber wichtig.

Poppig angehauchter Punkrock

Was ihr wirklich kriegt: Poppig angehauchten, rhythmisch ansprechenden Punkrock mit schönen mehrstimmigen Chören, der im Sinne von PUP oder THE DIRTY NIL mal rockig auffährt oder unvorhersehbare Haken schlägt. Es geht auf “Queen Of Swords” sofort und ohne Umwege richtig zur Sache, energetisch und schnell pfeffern TYPHOID ROSIE eine Hymne nach der anderen ab.

Das Songwriting ist anschwellend und die Muster zwar nicht bahnbrechend neu, aber interessant ungewöhnlich kombiniert. Die Ähnlichkeit mit (ruppigen) Kinderliedern unterstreicht die Nachhaltigkeit der Songs. Manchmal gerät die Sängerin kurz in eine seltsame Tonlage, die ihr nicht so gut steht, grundsätzlich aber top.

Schön anschwellendes Songwriting

Besonders dann, wenn alle musikalischen Fäden zusammengelaufen sind, ziehen TYPHOID ROSIE Songs wie “Defend You Temple” ausgewogen punkig und trotzdem irgendwie groß aufgeblasen ins Ziel. “When We Where Young” ist ein herrlich nach Freiheit brüllendes Lied, das sofort zum Punkt kommt und keine Sekunde verschwendet. Es ist aber eigentlich eine Liebeshymne an den Bruder der Sängerin, mit dem sie sehr viele schöne Kindheitserinnerungen teilt.

Generell mögen die Inhalte zwar leicht vorgetragen sein, aber TYPHOID ROSIE haben zu jedem einzelnen Text Bezug und eine klare Botschaft, selbst wenn es am Ende gezogene Tarotkarten sind.

Empowerment und kein Bücken in die falsche Richtung

Es geht häufig um Empowerment für Frauen, die denken sich über und für Männer definieren zu müssen. Eine musikalische Aufmunterung, selbst zu wachsen und zu glänzen. Der Band ist besonders hoch anzurechnen, dass sie die Momente, in denen ein nerviger Oho-Chor oder drölffache Wiederholung sich nahezu aufdrängen, einfach links liegen lassen.

Übrig bleibt nur die Essenz und dieser prickelnde Drang, diesen Moment nochmals zu erleben. “Queen Of Swords” lebt also wirklich von bemerkenswertem Songwriting. Entgegen der Promobilder, sind TYPHOID ROSIE nämlich sehr beweglich und gerade so zuckrig, dass man sich einfach noch über die leichte Zugänglichkeit freuen kann oder als Musikeinsteiger*in nicht überfordert ist. Ich höre in “Queen Of Swords” von TYPHOID ROSIE keine Wut, sondern richtig viel Bock auf Punkrock und das Leben.

Dauer: 26:15
Label: Eigenproduktion
VÖ: 13.08.2021

Tracklist “Queen Of Swords” von TYPHOID ROSIE
Queen Of Swords
All I Need
1:11
Two Of Cups
Defend Your Temple
When We Were Young
This One’s For You
The Chariot
The Riveter
On My Way

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