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Andrea Abreu – So forsch, so furchtlos – Review

Mit „So forsch, so furchtlos“ ist der auf Teneriffa geborenen Autorin Andrea Abreu in Spanien ein Überraschungserfolg gelungen. Wer schon auf den Kanarischen Inseln war, hat sich eventuell auch schon die Frage gestellt, wie es sich auf diesen windigen, kargen und meist von unwirklichen Vulkanlandschaften geprägten Inseln wohl weit abseits des Tourismus lebt. Nun gibt es die ausführliche Antwort. Und die ist, wie zu erwarten war, eher arm und ausgebremst.

Wohin mit allem?

Das Meer ist für die Erzählerin und ihre Freundin Isora unerreichbar. In den Schulferien sind sie dazu verdammt, in den von Wolken vergangenen Bergdörfern abzugammeln. Dort lässt sich, aufgrund der krassen Steigung, noch nicht mal anständig Fußball spielen. Und wohin mit den ersten sexuellen Regungen und dem dringenden Wunsch sich irgendwo zu reiben? Die Autorin Andrea Abreu erzählt in „So forsch, so furchtlos“ schonungslos und häufig auch rigoros abstoßend von Kacke, Erbrechen, Mimi-Geruch und dem schönen Gefühl Dünnpfiff zu haben.

Abstoßend und gleichzeitig faszinierend

Alles wird sehr derb beschrieben in „So forsch, so furchtlos“ von Andrea Abreu. Kein Wunder, denn wir erfahren mehr über einen rückständigen Ort, in dem die Sicherungen durchbrennen, wenn mehrere Haushalte gleichzeitig kochen oder Telenovelas bingen. Die beiden Freundinnen, um die sich der Roman hauptsächlich dreht, melden sich in einem Computerkurs an, nur um Zugang zu Messengerdiensten zu haben. Die Konversationen sind wenig geistreich, wie bei den meisten Heranwachsenden.

Einige Kapitel sind von prosaischer Erzählweise geprägt, um die vielen einprasselnden Eindrücke während der Adoleszenz zu verdeutlichen und letztlich ist das auch der Reiz von „So forsch, so furchtlos“, dass Andrea Abreu einfach davon erzählt, wie sich die ganz normalen, hormonellen Veränderungen bei Heranwachsenden zeigen, wenn zu wenig Platz, Geld und Möglichkeiten zum Ausleben da sind. Klaustrophobisch, abstoßend und trotzdem faszinierend, interessant.

Seiten: 192
Verlag: KiWi Verlag
ISBN-10: 3462001752
ISBN-13:  978-3462001754
VÖ: 07.07.2022

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Autorenseite Andrea Abreu beim KiWi-Verlag

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