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Interview mit Matthias von Albert Luxus zum Album „YinYin“

Das Verständnis von „Gott vs. Tinder“ hängt etwas von der Definition ab. Was verbindest Du mit Gott und was symbolisiert Tinder für Dich, also warum kann man hier ein Verhältnis herstellen?

Ich habe mir gar nicht so viele Gedanken über die Definition von Gott gemacht oder wofür Tinder steht. Es ging mir darum, zu beobachten wo Menschen Halt suchen. Ich saß im Zug, neben mir ein junger Typ, der die ihm gemachten Tindervorschläge wie wild nach links oder rechts wischte. Zwei Reihen weiter standen drei hübsche Mädels die sich unterhielten. Als ich dann ausstieg, musste ich an ihnen vorbei und habe da erst gesehen, dass vor ihnen Werbetafeln der Zeugen Jehovas standen. Das war schräg und absurd. Die Musik war und ein paar Textskizzen waren bereits geschrieben. Wie ein Magnet werden dann Erlebnisse und Eindrücke aus der Außenwelt angezogen und in Zeilen verwandelt. Das Erlebnis mit den Zeugen Jehovas und dem Tinderburschen passten einfach zu gut zum Rest des Textes. Die einen suchen Halt im Glauben, in der Religion, in Gott und andere in menschlichen Beziehungen oder vielleicht auch nur in kurzen Abenteuern.

„Zeitzonen“ klingt definitiv nicht wie ein Song aus 2021 und das ist eine der Stärken von Musik, sie kann einen in andere Momente und zu anderen Zeitgeistern katapultieren. Fühlst Du Dich in 2021 angekommen oder hängst Du in manchen Fragen – Musik, Mode, Lifestyle – noch, bewusst oder unbewusst, in anderen Jahrzehnten fest?

Ich versuche mich schon auch immer zu fordern und schaue was gerade so musikalisch passiert und welche Strömungen mich ansprechen. Bin aber auch ganz großer Fan davon, Zeitlosigkeit in meine eigenen Songs zu bringen und keinen Trends nachzueifern. Ich picke mir aus allem das Passende raus. Wie das wohl auch jeder tut. Einen Hang zu 60s und 70s Gitarrenmusik und altem analogem Equipment aus der Zeit habe ich aber schon. Ich ernähre mich seit Jahren vegan und versuche, generell auch in vielen Bereichen auf Nachhaltigkeit zu achten. Damit bin ich ja bei Lifestyle Fragen gerade ganz vorne mit dabei. Wird ja glücklicherweise aber auch immer mehr zum Mainstream. Modisch schaue ich mir auch gerne an was gerade so getragen wird, falle aber immer wieder auf meine gewohnten schwarzen Jeans und einen Neunzigerjahre-Anstrich zurück. Schwierig, mich da neu zu erfinden. Also beides trifft zu. Ich kombiniere auf mehreren Ebenen Modernes mit Antiquiertem.

„Voodoo“ ist auch einer meiner Favoriten, hast Du einen Hang zum Okkulten oder würde Dich der Gedanke faszinieren über eine Voodoopuppe Macht ausüben zu können?

Den Gedanken, mit einer Voodoopuppe über andere Menschen Macht auszuüben hatte ich ehrlich gesagt noch nicht. Gehe da lieber direkt und ehrlich mit roher Gewalt dran (lacht). Der Song beleuchtet Stimmungsschwankungen und Ambivalenzen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wo kommen die her? Spielt da irgendeine Kraft aus fernen Galaxien an unseren Emotionen rum. Sind wir fern- und fremdgesteuerte Marionetten. Eben habe ich mich noch gut gefühlt und im nächsten Moment scheint die Welt unterzugehen. Für immer Voodoo! Für Alle Voodoo!

Ich habe keine Vorstellung davon, wie ihr ALBERT LUXUS auf die Bühne bringt. Verlasst ihr euch auf die Musik, gibt es viele Ansprachen oder eine passende visuelle Untermalung?

Albert Luxus scheint sich, nach jeder Albumveröffentlichung, auf der Bühne neu zusammenzustellen. Angefangen haben wir live zu zweit. Andi spielte damals Bassdrum und Snaredrum mit den Füßen. Dazu Bassgitarre. Ich Gitarre und Gesang. Danach habe ich den Part am Bass übernommen und wir waren zu viert. Ein Pianist ist jetzt dazugekommen und wir zählen fünf Leute auf der Bühne. Ich versuche Ansagen so gering wie möglich zu halten, da es mich überfordert, neben dem Spielen noch den eloquenten Entertainer zu geben. Auf Bewegtbilder haben wir bisher verzichtet. Ich finde unsere Musik ist schon recht vielschichtig und detailverliebt. Vielleicht würden Bewegtbilder zusätzlich überfordernd wirken. Würde mich aber trotzdem auch reizen, dass mal auszuprobieren.

Was hat es mit dem Artwork auf sich? Wer hat es gestaltet und was möchtet ihr darüber vermitteln?

Klingt vielleicht absurd, aber mir sind zwei riesige Orangen im Traum erschienen. Mit YinYin stand bereits der Albumtitel und ich wusste sofort, dass die beiden aufs Album müssen. Ich habe unserem Grafiker Cornelius Vogel, der auch schon unsere letzten Veröffentlichungen gestaltet hat, davon erzählt und er hat direkt was draus gemacht was uns gefallen hat. Wenn man erstmal die feste und ungenießbare Schale entfernt hat, wartet dahinter das eigentlich fruchtig, süße Leben. Vielleicht soll es sowas in der Art vermitteln. Aber da fallen einem bestimmt noch kreativere Assoziationen ein. Ist jedem selbst überlassen.

Trotz der wackeligen Lage, habt ihr Livedates geplant?

Wir würden natürlich gerne das Album live präsentieren, aber dadurch, dass fast alle Bands coronabedingt ihre Touren aufs Frühjahr 2022 verschoben haben, sind die Clubs bereits ausgebucht. Wir hoffen, da noch irgendwo unterzukommen und auch noch ein paar Festivals spielen zu können.

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