Lest die Review zu "Impera" von GHOST bei krachfink.de

Ghost – Impera – Review

Es hat ja wirklich niemand befürchtet, dass GHOST mit ihrem neuen, fünften Album “Impera” irgendwie verkacken. Die Tatsache, dass sie in vielen Disziplinen noch einen draufgesetzt haben, ist trotzdem erfreulich. Wer Gitarren liebt, wird schon beim Opener “Imperium” lauter drehend und dankend vor der Anlage knien. Wenn dann zu “Kaisarion” die sahnigen Töne von allen Seiten einzufliegen scheinen, die E-Gitarren krachen und rasch Fahrt aufnehmen, Papa Emeritus IV einen Power-Metalschrei vom Feinsten absondert und sich gut gelaunte Orgelsounds dazu gesellen, überlegt man panisch, aber überglücklich, ob man nicht doch irgendwo noch eine einigermaßen brauchbare Spandexhose oder ein flippiges Stirnband rumliegen hat. Her damit, jetzt! Und wo ist meine Luftgitarre?!

GHOST 2021, Credit_Mikael_Eriksson

Achtung, Melodienoverkill vom Feinsten

Die Schweden bombardieren uns förmlich mit treffsicheren Melodien und offensiven Gänsehautmomenten, die mitnichten immer erst im Refrain zuschlagen. Beeindruckende Ausrufe, wenn die Klampfer zu bahnbrechenden Soli ansetzen, ebbten bei mir auch nach mehreren Durchläufen nicht ab. Produziert wurde, wie 2015 bei “Meliora”, wieder mit Klas Åhlund, auch OPETH-Gitarrist Fredrik Åkesson hatte seine kreativen Finger im Spiel, der Mix stammt von Andy Wallace.

Spätestens beim Classic-Rock-Klassiker “Spillways” sollten alle fest im Boot sein. Angemessen nachhaltig und in keiner Sekunde billig, haben GHOST hier zwar die üblichen Verdächtigen aus den Achtzigern im Sinn, wirken aber nicht wie angestrengte Klone, sondern eher wie aufrichtige Verehrer, denen die Vorgehensweise ihrer Vorbilder in Fleisch und Blut übergegangen ist. Man beachte den feinen Nachhall des letzten Tons.

When the paradise is lost, go straight to…

Bemerkenswert sind mit Sicherheit auch die Texte. “Impera” ist geprägt von Gesellschaftskritik, subtil verpackt und trotzdem unmissverständlich. Tobias Forge spielt auf die Kraft in uns und den alten Bastard Karma an. “Watcher In The Sky” stampft grob in den Ring, live mit Sicherheit ein Highlight und stark zu inszenieren, die Botschaft ist klar. Seid wachsam, mit dem, was ihr glaubt und ganz besonders mit dem, was ihr selbst tut. Auch diese Komposition ist gespickt von Feinheiten, die man erst nach und nach erfassen kann. Ein kurzer Ausreißer vom Bass oder ein ausscherendes Schlagzeug fallen erst kaum ins Gewicht, die imposanten Chöre sind da schon offensichtlicher.

Love (and guitars) is all you need

“Twenties” fällt für GHOST-Verhältnisse auch aus dem Rahmen. Auf “Impera” wird es von dem bedrohlich-dramatischen Instrumental “Dominion” angekündigt. Das ist englisch für Herrschaftsgebiete, die sich Anfang des 20. Jahrhundert bildeten. GHOST skizzieren eindrucksvoll, was seitdem schieflief und verpassen dem Song durch Überspitzung den Charakter eines zynischen Schmierentheaters.

Mit “Darkness At The Heart Of My Love” schnipsen uns GHOST mal wieder unironisch in den Balladenhimmel. “Remember always, that love is all you ever need. Tell me who you wanna be and I will set you free…”, Forges gelingt es immer wieder den tatsächlichen Kitsch knapp zu umschiffen und stattdessen echte Poesie zu erschaffen. Auch das mit Klavier verschmelzende Synthie-Epos „Respite On The Spital Fields“ geizt weder mit Drama, noch mit Tiefgang.

Wenn es um Gitarrenporn geht, kommt in 2022 mit Sicherheit nach” Impera” von GHOST nichts Besseres. Dieses Album ist darüber hinaus ein Optimum an smarter Herzenswärme und verkörpert für mich genau das, was mich schon immer an der viel zitierten Power of Rock fasziniert. Mach es groß, dreht es laut und hört auf zu heulen. Checkt auf jeden Fall die Konzerttermine und denkt euch hier einfach mal 20 von 10 imaginären Punkten.

Dauer: 45:31
Label: Loma Vista / UMG
VÖ: 11.03.2022

Tracklist “Impera” von GHOST
Imperium
Kaisarion
Spillways
Call Me Little Sunshine
Hunter’s Moon
Watcher In The Sky
Dominion
Twenties
Darkness At The Heart Of My Love
Grift Wood
Bite Of Passage
Respite On The Spital Fields

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