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Smile And Burn – Seid ihr stolz auf mich? – Review

SMILE AND BURN aus Berlin schlagen 16 Jahre nach ihrer Gründung auf ihrer neuen Platte “Seid ihr stolz auf mich” neue Töne an und geben ihrer Diskografie damit eine unerwartete Wendung. Umgeben von weltweiten Krisen, die uns allen immer schneller bedrohlich näherzukommen scheinen, wurden die drei Musiker auch von persönlichen Traumata eingeholt. Dass beides zusammenhängt, ist nicht abwegig. Doch SMILE AND BURN haben diese komplexe Belastungssituation kreativ aufgegriffen und stoßen mit ihrem nuancierten und bewusst ausgeglichenem Sound, einen Denk- und Verarbeitungsprozess an, der ihnen mit Sicherheit auch selbst dient, aber eben auch denen, die zuhören.

Eigentlich ist “Seid ihr stolz auf mich” ein in Töne gegossenes Signal an euch da draußen: Ist da jemand, der ähnlich denkt, wollen wir uns zusammentun?

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SMILE AND BURN 2024, Foto von Max Threfall

Wer schläft weiter, wenn die Bomben fallen?

Der Opener “Flackert und geht aus” deutet die Stimmung an, taktet besonnen und eine gewisse Introvertiertheit andeutend nach vorne. SMILE AND BURN wechseln auf “Seid ihr stolz auf mich” häufig die Perspektiven, deuten mit dem Finger auf sich, auf ihre Bubble und offenbaren Umstände, denen sie sich bis dahin vielleicht selbst noch nicht bewusst waren. Man kann nicht behaupten, dass die Platte eine niederdrückende Wirkung hätte, die Kompositionen sind durchweg eingängig.

SMILE AND BURN nehmen sich die Freiheiten, auf Konfetti überwiegend zu verzichten und die Reflexion nicht zu beschönigen. Geltungsdrang, Whataboutism, echte Verantwortung übernehmen, auch komplexe Zusammenhänge verstehen wollen, die Bereitschaft zu tatsächlichem Verzicht und weg von Gefallsucht und showpopulistischen Phrasen auf Social Media oder in der Kneipe beim Anstoßen.

Über Gewitterwolken im Wasserglas

Antworten haben SMILE AND BURN auch nicht auf alles, aber zumindest mal die Teppichkante gelüftet, um zu schauen, was darunter liegt. “Bomben fallen” befasst sich mit unserer selbstgefälligen Position, die uns zögern und Alarmzustände verschleppen lässt. Fatal von einer der ersten Generationen, die ausreichend Mittel hat, um viele desolate Zustände zu ändern und trotzdem mit Lethargie reagiert. Musikalisch reagieren SMILE AND BURN mit neuen Antworten, sind deutlich kreativer und agieren fernab von Punk- oder Indie-Standards, lassen Pop im passenden Maß einfließen und mogeln einige Experimente ein (“Schlechte Laune, alles gut”).

Wahrscheinlich ist das der Grund, warum die Schwere der bewegenden Themen zwar von Songs zu Song tiefer einsickert, aber gleichzeitig auch ein Gefühl von Glück und Hoffnung entsteht. “Asche von gestern” ist ein gutes Beispiel dafür, wie ergreifend und feinfühlig SMILE AND BURN in diesem traurig-schönen Kosmos unterwegs sind. Der dezente Hall auf dem Gesang ist mit Sicherheit kein Zufall, ebenso wie die der besonders packende Refrain und diese niederschmetternde Erkenntnis “… nur waren alle müde irgendwann…”.

Einfache Lösungen für komplexe Fragen

Genauso komplex wie die aktuelle Situation, sind also auch die Stimmungen, mit denen uns das Trio konfrontiert. Party ist also over? So ganz natürlich nicht, denn SMILE AND BURN suhlen sich nicht in ihrer Schwermut, schaffen sogar bewusst heitere Konterpunkte in “Oberflächenspannung”, wahrscheinlich einem der persönlichsten Songs auf der Platte. Ganz ohne sich anzubiedern oder dem einfach Weg des theoretischen Symbolpunks zu folgen, haben SMILE AND BURN schlichtweg beim kleinsten gemeinsamen Nenner angefangen: dem Individuum, das dazu beitragen kann, dass nicht erst am Ende alles gut wird.

Dauer: 35:31
Label: Solitary Man Records
VÖ: 26.07.2024

Tracklist “Seid ihr stolz auf mich?” von SMILE AND BURN
Flackert und geht aus
Stolz
Bomben fallen
Asche von gestern
Oberflächenspannung
Die Jahre Zweifel
Sowieso zu spät
Fallen
Schlechte Laune, alles gut
Hier hält gar nichts
So falsch
Alle verlieren

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