Misery Index – Complete Control – Review
Die amerikanische Metalband MISERY INDEX mit all ihrer musikalischen Komplexität ausschließlich dem Death Metal zuzuordnen, ist nicht erst seit ihrem siebten Album „Complete Control“ untertrieben. Die Band setzt ihre politischen Inhalte von jeher auf einen rasenden Mix auf, der mal im Grind, mal im Thrash, eigentlich auch schon fast im Mathcore und Modern Metal wildert.
Hauptsache voll auf’s Fressbrett. Will man meinen, wenn man sich bereitwillig vom Doublebass festnageln lässt und den Schrauberereien und Verrenkungen auf dem Griffbrett folgt. Dass es dem Quartett dann auch noch gelingt, immer wieder prägnante Melodien herauszuschälen, ist bemerkenswert.
Kein Kontrast zu harten Realität
Für alle, die es noch nicht wussten: Der MISERY INDEX, sogenannte Elendsindex, fasst die Arbeitslosenquote und Inflationsrate zusammen. Je höher, desto beschissener. Aber eben ein guter Hinweis darauf, dass bei der Band nicht über Zombies, Blut und Schmodder gesungen wird, sondern über politische Missstände. Schon alleine einen Song „Recriposal Repulsion“ zu nennen, lässt tief blicken. Ein Song wie „Complete Control“ folgt musikalisch schon fast den Hardcore-Pfad und klingt entgegen des Themas deutlich offener, als man sich unter ständige Kontrolle fühlt. Die Handschrift der Band ist eben mittlerweile, immer mal wieder auszuscheren und Gegenpole zu bilden.
MISERY INDEX verstehen ihre Musik aber eigentlich nicht wirklich als Kontrast zur harten Realität, sondern eher als musikalische Umsetzung desse . Während Jason Netherton und Mark Kloeppel im ausgewogenen Wechsel zetern, knüppelt Adam Jarvis nicht nur stumpf vor sich hin, sondern unterfüttert die Songs mit unterschiedlichen Haken. Das führt zu dauerhaften Spannung angenehmem Stress, da man nie weiß, was hinter der nächsten Ecke lauert.
Mit Kopfnuss durch die geschlossene Tür
„Rites Of Cruelty“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einen Song starten sollte. MISERY INDEX stehen mit einer einzigen Kopfnuss durch die geschlossene Tür mitten im Raum, der Song entfaltet sich sofort und kann dann sogar über viereinhalb Minuten die Aufmerksamkeit halten. Ohne Vorwarnung reißen MISERY INDEX ein kleines Loch in den vermeintlich komplett engen Raum und lassen im Refrain wahre Opulenz hereinströmen. Gerade genug, um Luft zu holen.
Allerdings nur kurz, dann ziehen sie uns wieder zurück auf die ganz offensichtlich dunkle Seite und zaubern zum Finale einen Part, der von allem das Beste vereint und sich als Futter für den Pit eignet.
Genauso gut können MISERY INDEX aber auch schon dreckig-symfonisch starten und dann alles in den Abgrund reißen. Die Stärke des Albums „Complete Control“ in diesem Fall und von der Band generell, ist und bleibt der Variantenreichtum. Wie eine Wand aus Beton stehen die Musiker zusammen und liefern einfach maximal hart ab.
Dauer: 33:51
Label: Century Media
VÖ: 13.05.2022
Tracklist „Complete Control“ von MISERY INDEX
Administer The Dagger
The Eaters And The Eaten
Complete Control
Necessary Suffering
Rites Of Cruelty
Conspiracy Of None
Infiltrators
Reciprocal Repulsion
Now Defied!
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