Lest die Review zu "Crushed By The Weight Of The World" von PABST bei krachfink.de

Pabst – Crushed By The Weight Of The World – Review

Mit „Crushed By The Weight Of The World“ legt die Rockband PABST aus Berlin das dritte Album vor. Genau solche Bands auf diesem Level sind es übrigens, die bei der aktuellen Situation zuerst unter die Räder kommen. Das und die überragende Qualität sind mindestens schon zwei Gründe, warum ihr euch die neue Platte kaufen (Kunst gegen Geld aka noch mehr Kunst🤯) solltet und die Konzerte von Erik, Tore und Tilmann besuchen. Gratismentalität ist nämlich nur was für Christian Lindner, oder?

Musikalisch rangieren die Kerls wieder zwischen wuchtigem Power-Grunge, der einerseits herrlich retrospektiv einfach gestaltet ist, sich aber andererseits als detaillierter Spiegel der Gedanken ihrer Generation verstehen darf. Angst vor der Zukunft? Angst vor Stillstand? Phasen der komplett überdrehten Selbstmotivation und exzessives Verhalten als Reaktion? Ok, dann seid ihr hier richtig.

Pabst, 2022 copyright Roberto Brundo

Tiefe zum Tanzen

Was PABST von Anfang an von anderen Rookies abgehoben hat, ist die Tatsache, dass sie einfach gute Songs schreiben. Songs, die sofort hängenbleiben, aber nicht nerven. Songs, die punktgenau zwischen heavy und melodiös landen. Songs, die immer eine Aussage haben und perfekt gestutzt sind. „Crushed“ ist eine herrlich drehende, dichte Rocknummer über Selbstliebe, gepfeffert, mit einem schrulligen Orgelton im Hintergrund. Manchmal ist es wahr und manchmal ist es einfach: Man muss sich selbst lieben, bevor man sich anderen zuwenden kann. Wenn alle sich lieben, ist auch an alle gedacht.

Dass der hohe Gesang von Erik wirklich sehr speziell ist („Never Again“), fiel mir eigentlich erst auf, als ich PABST im Sommer in Karlsruhe erneut live gesehen habe. Dass Tore beim Drumming extreme Fortschritte gemacht hat, konnte man ebenfalls hören und sehen. In „Locker Room“ oder dem in Rauch aufgelösten „You Blink, You Miss It“ ist er maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Songs von PABST mehr Luft und Pfiff kriegen und damit auch vom Fleck weg ein größeres Publikum erreichen könnten. In den Neunzigern wären PABST in heavy roation auf MTVVIVA gelaufen, das ist eh klar.

Leben, komplett D.I.Y.

„Machen ist wie wollen, nur krasser“ singt Nagel von MUFF POTTER auf deren neuer Platte. D.I.Y. ist bei PABST ein großes Thema, inwieweit Hymnen wie das kreuztaktig einsteigende „Daddy’s Boy“ mit ihnen direkt zu tun hat, ist nicht klar. Dass und wie sie die Thematik vom Erlernen der toxischen Männlichkeit überhaupt ansprechen, zählt auf das Konto der Lobhudelei ein. „No Future. No Thanks!“ darf als Aufforderung verstanden werden. Als ein Stupser an die eigene Generation, sich noch einmal einen Ruck zu geben, um das Ruder herumzureißen.

Denn wenn die Oldies auf Sylt in 15 Jahren in ihren Schaukelstühlen wippend die 43 Grad direkt am Meer lässig wegchillen, dann ist es diese Generation, die mit den Überbleibseln von Klimapolitik und Kapitalismus zurechtkommen müssen. Also gilt es auszubrechen, aus der „Week Full Of Weekends“, dem betäubenden Lifestyle (,der zwar jetzt hilft, aber langfristig auch null Effekt hat) und zu Floskeln verkommene Parolen wie „Never Again“ mit Leben zu füllen.

Wer drückt mit dagegen?

Wer möchte, kann die Tiefe von PABST auch gerne überhören und einfach nur Popo wackeln, zu den zahlreichen Stop-and-Go-Abfahrten, die auf „Crushed By The End Of The World“ zu finden sind. Die Drei sind sich für kein Oho zu schade, verzichten auch gerne mal auf klassische Refrains. Wer es brachialer möchte, wird mit Songs wie dem stampfend-alarmierenden „Shoulder To Cry“ zufrieden sein. Zusammenfassend kann man sagen: Ja, es ist da dieses Gewicht, das auf die Welt und Herzen drückt. Aber PABST halten dagegen und wenn noch mehr mithelfen, kriegt man den Shizzle doch noch gestemmt, oder?

Dauer: 36:12
Label: Ketchup Tracks
VÖ: 02.09.2022

Tracklist „Crushed By The Weight Of The World“ von PABST
Dead Ahead
Mercy Stroke
Crushed
Locker Room
Daddy’s Boy
P.O.P
Week Full Of Weekends
Shoulder To Cry
Say My Name
No Future? No Thanks!
Never Again
You Blink, You Miss It

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