Power Plush 2021 Teaser

Interview mit Power Plush zur EP „Vomiting Emotions“

Mit „Vomiting Emotions“ legt die Chemnitzer Indie-Pop-Band POWER PLUSH ihre erste EP vor, gleichzeitig auch die erste Veröffentlichung auf dem Label Beton Klunker Tonträger. Eine herrliche, gute Viertelstunde Musik, die gleichermaßen leichtfüßig wie standhaft klingt und die Hörer:innen sofort einlullt. Grund genug, der Band einige Fragen zu stellen, die Maria und Anja gerne beantwortet haben. Über Kuscheltiere, Gefühle, die ersten Liveauftritte, Power und die Siebzigerjahre.

POWER PLUSH 2021, Foto von Daniel Franz
POWER PLUSH 2021, Foto von Daniel Franz, „Lebensmotto: immer raus damit:“

Der Bandname POWER PLUSH triggert bei mir sofort etwas Grelles, etwas Buntes, während mich die Musik von euch umgehend entspannt. Wie kam es zu dem Bandnamen?

Maria: Wir haben lange überlegt und es gab einige Namensvarianten, die bei unserer Gründung im Raum standen. Der Name POWER PLUSH gibt uns viel Raum zur musikalischen Entfaltung. Einerseits können wir so unsere kraftvolle und manchmal etwas rotzige Seite raushängen lassen, andererseits hoffen wir mit unserer Musik eine sanfte, plüschige Schulter zum Anlehnen zu sein.

Anja: Außerdem finden wir, dass es viel Kraftvolles im Sanften zu finden gibt. Wir finden es beispielsweise sehr stark, wenn man sich vermeintlich „schwach“ zeigt und Gefühle und Probleme offen kommuniziert. Auch in der Musik. Das heißt, die Power steckt also auch im Plush.

Wer ist alles dabei, wer macht was und wie habt ihr als Band zusammengefunden?

Maria: Witzigerweise wurden, zumindest Anja, Svenja und ich, von einer Freundin verkuppelt. 2019 wollten wir alle individuell mehr Musik machen und wurden dann irgendwie zusammengeführt. Nach einem entspannten Radler am Lokomov in Chemnitz und ein paar Coversessions in den jeweiligen WG-Zimmern wussten wir Drei, dass wir uns mögen und auch, dass wir gern weiter miteinander Musik machen wollen. Also lernten Svenja und ich die Gitarre etwas besser kennen, Anja lernte Bass und wir probierten erst einmal drauflos. Beim Gesang wechseln wir uns gern ab und lieben es mehrstimmig zu singen. Nino ist dann am Schlagzeug im Sommer 2020 zu uns gestoßen und seitdem sind wir komplett. Alle schreiben irgendwie auf ihre Weise Songs, um das Artwork kümmert sich meist Anja und sonstige Aufgaben verteilen wir je nach Kapazitäten und Möglichkeiten untereinander.

Anja: Svenja und Maria sind große Orgatalente und Nino ist einfach immer am Start, um zu fahren, zu transportieren etc., wenn man ihn braucht. Ich glaube wir ergänzen uns da echt super.

Viele werden instinktiv Bedroom-Indie-Pop rufen, wenn sie eure EP „Vomiting Emotions“ hören, seid ihr träge Menschen und schreibt eure Songs eher jeweils alleine im Zimmer, tatsächlich vorzugsweise Bett?

Maria: Ich glaube, das kommt ganz darauf an. Manche Songs sind bestimmt in einer Bettdecke eingemummelt entstanden. Irgendwann kommt dann aber immer der Punkt, dass man irgendwie ein Instrument mit ins Bett holen muss oder auch anfängt Dinge aufzuschreiben. Das ist eingemummelt manchmal etwas schwierig.

Anja: Genau, das wird schwierig. Und spätestens dann bringen wir die Songskizzen mit in den Proberaum und arbeiten dann gemeinsam daran weiter.

Von dem Titel der EP und vom Tempo der Songs ausgehend, würde ich denken, dass euch die oft sehr laute (Musik-)Welt und das ständige Triggern in Werbung und auf Social Media damit wie „cool alles und jeder ist bzw. sein muss“ langweilt, richtig?

Maria: Nicht unbedingt. Wobei man natürlich genug Kritik in diesem Kontext üben könnte. Ich glaube, uns hat die EP „Vomiting Emotions“ die Möglichkeiten gegeben relativ ungefiltert unsere Gefühlswelten unterzubringen. Das klingt vielleicht komisch, aber der EP-Titel ist bei uns quasi ein Lebensmotto: immer raus damit.

Was ist aus eurer Sicht die wichtigste Emotion und wie sieht ein tatsächlich cooler Tag für euch aus?

Anja: Puh, ich glaube, es gibt gar nicht so etwas wie die „wichtigste“ Emotion. Ich glaube es ist wichtig, dass man alle Emotionen zulässt, um sie entweder zu anzunehmen und, oder sie im Endeffekt zu reflektieren und damit umgehen zu können. Und was den richtig coolen Tag angeht: Ich würde mal sagen ein Tag ohne Rush und Stress. Ein Tag, in dem man sich mal Zeit nehmen kann, alles um einen herum aufzusaugen und wirklich wahrzunehmen. Natürlich am besten mit Freund:innen, viel gutem Essen und Musik und Sonne (lacht).

Maria: Ja, genau. Einfach mal ein Tag ohne Hussle: Ausschlafen, nice Frühstücken, etwas kreativ sein oder vielleicht lesen, dann mit der Band abhängen und Abends mit Freunden ins Balboa gehen. Es gibt echt viele Dinge, die in einen richtig coolen Tag passen würden.

Sind die beschriebenen Gefühle – Antriebslosigkeit, Zerrissenheit und der Wunsch nach Veränderung – ein kollektives Gefühl von POWER PLUSH oder individuelle Erfahrungen?

Maria: Ich würde sagen, dass es eher ein kollektives Gefühl ist. Vielleicht ist das Ganze auch Generationsbedingt. Menschen in unserer Generation wissen nicht, inwiefern ihr Leben in zwanzig Jahren überhaupt noch lebenswert sein wird. Wie sollen wir irgendeine Form von Antrieb entwickeln, wenn alles um uns herum unsere Bedürfnisse, Ängste und Wünsche auf übermorgen verschiebt und konkrete Veränderungen sowieso als naive Utopie abgetan werden?

Das Artwork, das Video zu „Smth Cool“und einige Szenen in den Songs erinnern mich an die Siebzigerjahre, welchen Bezug habt ihr zu diesem Jahrzehnt, in dem mit Sicherheit niemand von euch schon geboren war?

Maria: Die Ästhetik war einfach Hammer. Auch passt unsere Konstellation irgendwie mehr in dieses Jahrzehnt.

Anja: Ich weiß auch nicht so richtig, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere Generation sich oft auch in den vergangenen Jahrzehnten sieht. Man merkt ja, wie ständig Stile aus den Siebzigern, Achtzigern oder Neunzigerjahren. wiederkommen und zum Trend werden. Ist vielleicht hochgestochen, aber vielleicht ist das unterbewusst auch eine Sehnsucht nach einer Welt, die nicht so in Eile war. Natürlich lief auch damals extrem viel schief, aber es gibt so viele Faktoren heutzutage, die in uns einfach Stress verursachen. Ich glaube, damals war das weniger der Fall.

Ihr habt jetzt schon einige Konzerte gespielt und noch mehr geplant, gerade den Gesang stelle ich mir toll vor, aber eure Songs sorgen jetzt nicht gerade für Moshpits. Wie reagiert das Publikum auf euer Set?

Maria: Also bisher war das Publikum immer super süß. Wir haben ja vor allem vor Menschen gespielt, die uns eher nicht kannten. Oft kamen Menschen nach den Konzerten zu uns und haben uns positives Feedback gegeben. Das bestärkt einen natürlich darin einfach erstmal weiterzumachen. Im Übrigen gab es sogar Moshpits! Unsere Spezialität sind sogenannte Polonaise-Pits.

Anja: Ich würde auch sagen, die Menschen vor der Bühne waren bisher sehr offen. Und was die Moshpits angeht, ich denke da werden noch einige auf uns zukommen, davon bin ich überzeugt (lacht). Unser Live-Set empfinde ich durchaus als „abgehtauglich“.

Nochmal zurück zum Bandnamen, welcher Song gibt euch POWER und was war, oder ist, euer liebstes PLUSHtoy?

Maria: Wenn wir jetzt von eigenen Songs sprechen, geben mir ehrlich gesagt alle unsere Songs etwas Power. Wenn es um Songs anderer Interpret:innen oder Bands geht, würde ich im Moment von COURTNEY BARNETT „Pedestrian at Best“, oder irgendwas von SNARLS wählen. Das wechselt aber ständig. Mein liebstes PLUSHtoy ist vielleicht mein Marienkäferkissen. Klingt pragmatisch, ist es vielleicht auch: Kissen und Plüschtier in einem.

Anja: Richtig Power gibt mir der neue Song von BLOND, „Du und Ich“. Und auch das neue Album der LEONIDEN Und sad but true, ich hab leider gar keine Kuscheltiere mehr. Aber dafür kuschele ich mich in die plüschige warme Decke, die unsere Band für uns ist, cheesyness off.

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